My Secret Life von Eric Burdon mit J. Marshalt Craig

Autobiographien schreiben naturgemäß jene Leute, die ihre Lebensgeschichte als besonders außergewöhnlich und mitteilenswert erachten. Es hat nicht den Anschein, dass Eric Burdon tatsächlich so denkt; als bodenständiger Nordengländer hält er den Ball schön flach, freut sich ohne Eitelkeit über errungene Siege, räumt aber auch mal eigenes Versagen ein, ohne dabei mit der Romantik des Scheiterns zu kokettieren. Bescheidenheit darf man ihm unterstellen, oder einfach Realitätssinn. Dabei hat der kleine Mann mit der großen Stimme Dinge erlebt und Personen gekannt, die eigentlich für zwei Leben reichen. Er bretterte mit Steve McQueen und dem Motorrad durch die kalifornische Wüste, er war dabei, als ein lebloser Jimi Hendrix in den Krankenwagen geschoben wurde, er saß als mutmaßlicher RAF-Sympathisant zehn Tage im Sicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim und jagte die Nervensäge Jim Morrison mit einem Revolver aus dem Haus. Er hatte Drogenprobleme, wurde immerwiedervon windigen Managern beschissen, wäre beinahe in seiner Corvette verbrannt, plauderte mit Rainer Werner Fanbinder und Oliver Stone und kannte viele, viele Frauen. All das und noch viel mehr erzählt Burdon ziemlich unaufgeregt, beinahe staunend, zum einen darüber, all das tatsächlich erlebt zu haben, zum anderen weil er trotzdem noch immer am Leben ist. Natürlich ist das keine große Literatur, nicht mal mittelgroße. Aber eine unterhaltsame Anekdotensammlung mitvielen Personen der Zeitgeschichte, die man durch Burdons Augen plötzlich aus ungewohnter Perspektive wahrnimmt: mittendrin statt nur dabei.