Naughty by Nature – Poverty’s Paradise

Sie sind sparsam, was ihren Output betrifft: POVERTY’S PARAOISE ist gerade mal das dritte Album der Rapper aus Newark seit 1991. Solche Zurückhaltung kann man sich nur leisten, wenn die Vorgänger derart gigantische Verkaufszahlen verzeichnen konnten wie NAUGHTV BV NATURE und NINETEEN NAUGHTY THREE. Der Erfolg der Alben hatte viel damit zu tun, daß es Treach, Vinnie und DJ Kay Gee gelungen war, jeweils eine begleitende Hit-Single (‚O.P.P.‘ und ‚Hip Hop Hooray‘) in petto zu haben. Beide Songs sind längst Rap-Klassiker. Diese Rolle soll diesmal ‚Craziest‘ spielen, das die B-Seite der Wnyl-Ausgabe eröffnet. Aber Fehlanzeige: ‚Craziest‘ fehlt es an Eingängigkeit und an Hymnen-Charakter. Auch sonst kommen uns die Naughty Boys eher auf konventionelle Art entgegen. Es fehlen nicht die trockenen Breakbeats, die das Markenzeichen der Gruppe sind, vertrackte Funk-Rhythmen also, die einen zum Umbau des Kofferraums in eine Bass-Resonanzbox verleiten können. Aber nur in einer Handvoll Songs erreichen Naughty By Nature die Tiefe ihrer früheren Arbeiten. Treach zeigt sich in guter Form auf Dancefloor-Nummern wie ‚Hang Out And Hüstle‘ oder ‚Slang Bang‘ , aber man merkt der Platte an, daß die Gruppe längst nicht mehr in Poverty, sondern im Dollar-Paradise lebt. Stücke wie ‚Chain Remains‘ und ‚Holdin‘ Forth‘ prangern zwar die Ungerechtigkeit des amerikanischen Justiz-Systems gegenüber der Schwarzen Minderheit an, aber diese vorgebliche Street-Credibility, die auch vorher nur mit einem Augenzwinkern, aber immerhin glaubhaft rüberkam, hat die Gruppe inzwischen völlig eingebüßt. Es regiert der Pop-Appeal, der siehe unter MC Hammer zu einer schnellen Abnutzung führen kann. Und in der Rap-Welt warten schon hungrige Newcomer und jugendliche Stimmkanonen auf ihre Chance.