Neil Diamond – 12 Songs
Ja, ja, es war natürlich genau andersrum, aber es ist trotzdem eine schöne Vorstellung: Wie Neil Diamond irgendwann bei Rick Rubin angerufen und gefragt hat: „Hallo, Herr Rubin, hier spricht Neil Diamond. Könnten Sie mit mir bitte auch sowas machen wie mit Johnny Cash? Ein Album produzieren, schon spartanisch und herzerwärmend arrangiert; eines, das auch die Kids hören, wodurch ich dann unsterblich werde? Und Rubin sieht durch seine Sonnenbrille in seinen Terminkalender hinein, blättert ein bißchen darin rum und sagt dann: „Nächste Woche. Herr Diamond, hätte ich Zeit zwischen der Produktion von zwei System-Of-A-Down-Alben“. Die Verdienste des Songwriters Neil Diamond, der seine Karriere vor exakt 40 Jahren begonnen hat, sind unbestritten: Hören Sie „I Am … I Said“, „Sweet Caroline und „Solitary Man“ – das Rick Rubin seinerzeit mit Johnny Cash aufnahm – und schämen Sie sich Ihrer Tränen nicht. Mitteljungen Musikhörern dürfte Neil Diamonds „Girl You’ll Be A Woman Soon“ aus dem „Pulp Fiction-Soundtrack bekannt sein. Und doch haftete an Diamond selbst in jüngeren Jahren das Image des sauberen Erwachsenenunterhalters. Was Rick Rubin mit der geschmackvollen Produktion von 12 SONGS natürlich nicht wegwischen kann und wahrscheinlich auch gar nicht will. Im Prinzip ist dieses Album „American Recordings light“, was nicht an der Produktion liegt, nicht an den Musikern (Benmont Trench, Billy Preston etc.) und nicht am Sänger (Neil Diamonds tiefer Bariton gehört zu den Höhepunkten der letzten 40 Jahre Musikgeschichte), sondern allein an den, ja, 12 Songs. Die Diamond-Kompositionen sind schön, aber harmlos. Und das reicht dann nicht ganz für die Unsterblichkeit.
www.neildiamond.com
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