Neil Young – Freedom

Die Lunge mit der Mundharmonika: Neil singt und pustet, was der Atem hergibt – eine prallgefüllte Youngspielplatte! Nach viel Gezerre und zwei Titeländerungen (von TIME SQUARE und EL DORADO zu FREEDOM) kommt jetzt endlich ein LP-Gigant, das Alters-Werk mit zwölf Songs aus zwei Kategorien. In der ersten gibt’s Halbakustisches, gedrosselt nach HARVEST-Vorbild, nur eben noch besser. Ganze Text-Lawinen gehen ab („Crime In The City“, achteinhalb Minuten lang und süperb), Young schrammelt, die Band erspielt Umfang durch Diät. Erinnerungen an Crosby, Stills, Nash & Young werden wach in „Hanging On A Limb“, gesunde Landluft dampft über „Ways Of Love“. Abt. 2: Was lange gärt, wird endlich Wut – Neil goes Rambo. Wohl nie zuvor hat der Mann so gewütet, seine E-Gitarre produziert Musik gewordenes Sodbrennen: brachiale, unbehauene Gift-Soli im mittleren Tempo; im Stil etwa von „Cortez The Killer“, der auf FREEDOM aber bestenfalls noch ein Parksünder wäre (Top: „On Broadway“, „Don’t Cry“). Die Krönung ist schließlich „El Dorado“, mit Kastagnetten und spanischer“ Linienführung vielleicht sein bester Song überhaupt. Der alte Young und das Meer (von Gitarren) verdienen mehr Sterne, als du nach einem Volltreffer durch Mike Tyson siehst.