Neutral Milk Hotel – In The Aeroplane Over The Sea

Man kann nicht genau sagen, was dazu geführt hat, daß es so kam, wie es vor fast zehn Jahren gewesen ist. Unstrittig ist jedenfalls eine nachhaltige Kindheitserinnerung von Jeff Mangum: Er als kleiner Fratz auf der Rückbank eines blauen Pontiac, seine Mutter am Steuer, Zigarettchen rauchend, derweil aus dem Autoradio 70er-Jahre-Softrock plätscherte. Was alles andere als eine griffige Erklärung dafür ist, was Jeff Mangum mit Mitte 20 dann im Kontext von Neutral Milk Hotel angestellt hat. „Mehr Konzept als Band“, kommt bei dem Mann aus Louisiana in etwa das auf den Klangaltar, was heutzutage auch Arcade Fire eben darauf opfern. Mit jenem feinen Unterschied, daß Neutral Milk Hotel ihren Budenzauber ein paar Jährchen früher in Gang setzten. In The Aeroplane Over The Sea heint das wiederveröffentlichte Wunderwerk aus dem Jahr 1996. und wir hören so allerlei: Folk, Pop. Ethno-Geklingel, Mandolinen, Hymnen und Hymnenartiges, und mit seiner forschen Stimme kitzelt Jeff Mangum auch zur Wandergitarre die Melodramatik und das feist Operettenhafte aus den Songs – bevor er sie dann mit traurigem Gebläse in einen Trauermarsch enden läßt. So passiert’s in „The Fool“, bevor in „Holland, 1945“ indierockend auch die Mundharmonika zu ihrem Recht kommt und wir noch ganz emotional gerührt und geschüttelt sind von dem, was der Mann im Titelsong von sich gibt: Eines Tages, so Mangum, werde unsere Asche vom Flugzeug aus verstreut. Bis dahin aber gelte: raus aus der Bude, ran an die Tresen dieser Welt. Respektive die gekühlten Getränke mit auf die Wiese nehmen: „Now we are young/let us layin the sun“. So schön kann Simplizität sein, so locker verpackt man Remmidemmi in Tüten, „l’m just making music and that where it ends“, sagt Jeff Mangum. Genau so und nicht anders ist das.

www.neutralmilkhotel.net