Never Mind The Pollacks von Neal Pollack
Neal Pollack, ein für seine „Anthology of American Literature“ bekannter US-Autor Anfang 30, hat mit dem fiktiven Neal Pollack, der als Norbert Pollackovitz im Fifties-Amerika aufwächst, wenig gemeinsam. Sem Glück denn Norbert/Neal lebt den Rock’n’Roll härter, gnadenloser gegen sich selbst und schließlich jämmerlicher als jeder multitoxikomane Rockstar, der je seine Exzesse mit dem Leben bezahlt hat. Schon in frühester Kindheit entdeckt Neal seine Begabung als Musikkritiker – und die segensreichen Nebenwirkungen von Hustensaft … Als sein ungeliebter, antimusikalischer Vater vom Nachbarn (Elvis Presley persönlich!] überfahren wird, hat Neal durch die Schadensersatzahlungen genug Kohle, um jahrzehntelang durch die Welt zu marodieren und dem Wesen des Rock’n’Roll auf den Grund zu gehen. Während er unterwegs ist, schreibt, kein Konzert, keinen Rausch, keine Peinlichkeit auslässt, gelingt es ihm, alles und jeden, der später Berühmtheit erlangen soll, drogentechnisch, sexuell und musikalisch zu versauen. Auf seiner Odyssee nach der Band, die nicht spielen, dem Sänger, der nicht singen kann, aber den Geist des Rock in sich trägt, hat Neal eine leidenschaftliche Affäre mit Joan Baez, die vom eifersüchtigen Bob Dylan übel durchkreuzt wird. Auch Patti Smith lässt sich von ihm befriedigen – aber bitte ohne Anfassen. Recht hat sie: Neal ist echt widerlich. Wohl deshalb nehmen ihn die jungen Rolling Stones finanziell aus, foltern ihn und setzen den nervtötenden Rockkritiker schließlich an die Luft. Doch Neal erholt sich von allen Rückschlägen, schafft es. Iggy Pop nachhaltig zu prägen, wird der vergessene fünfte Ramone, er managt die erste Tournee der Minutemen und verkuppelt Kurt Cobain mit der „Witwe“. Ebenfalls mit von der Partie: Andy Warhol, Lou Reed, MC5 usf., in Nebenrollen dutzende Independent-Größen, Bluesveteranen, Rocklegenden – ein Namedropping ohne Beispiel. Autor Pollack schildert all dies so detailgenau, dass man glauben möchte, es habe sich wirklich so zugetragen. Der Roman – vorsichtshalber als Satire deklariert (weil den Spaß vielleicht in den USA sonst niemand versteht?] – reißt den Leser in einen irrwitzigen Strudel aus Musik. Rausch, Gewalt und Wahnsinn. Sehr spaßige Unterhaltung – die allerdings keinen allzu nachhaltigen Effekt hinterlässt.
www.nealpollack.com
Mehr News und Stories