Nevermen

Nevermen

Lex Records/ADA/Warner VÖ: 29. Januar 2016

Avantgarde: Die Köpfe von Faith No More, cLOUDDEAD und TV On The Radio gehen auf große Abenteuerreise.

Gar nicht so lange vor der Wiedervereinigung von Faith No More meinte Mike Patton: „Das war doch eine tolle Zeit mit einer guten Band und guten Platten. Nur dieses ewige Nachhaken nach einer Reunion nervt, ich hab daran überhaupt kein Interesse. Meine Musikwelt ist eine andere geworden, das hört man doch!“

Nimmt man das Debüt NEVERMEN der gleichnamigen Band als Maßstab, dann kann man ihm nur zustimmen. Wurde ja auch wieder Zeit, dass der kalifornische Sänger etwas Neues startet, nachdem Projekte wie Peeping Tom, Fantômas und weitgehend auch Tomahawk eingeschlafen sind. Nun also Nevermen – eine Wortneuschöpfung übrigens –, die aus Patton, Tunde Adebimpe von TV On The Radio sowie Adam Drucker (cLOUDDEAD, 13 & God, Themselves) aus der Anticon-Posse bestehen.

Drei Wort­akrobaten und Egos mit besonderen Stimmen, was erst einmal befürchten lässt, dass es zum großen Geschnatter kommt. Was aber gar nicht passiert, die Frontleute treiben sich vielmehr gegenseitig zu Höchstleistungen, fallen einander nicht ins Wort und schaffen es auch noch, ihre musikalischen Welten zu fusionieren. Das nahm allerdings eine sehr lange Zeit in Anspruch. Schon 2008 legten Drucker und Adebimpe das Fundament, als sie in einem heruntergekommenen Lagerhaus Sessions abhielten, dazu auf allem Möglichen herumkloppten und diese Field Recordings integrierten. Dann ging das Material zur Weiterbearbeitung zu Mike Patton, ehe sich alles im Studio zusammenfügte.

Wilde Haken schlägt das Trio Infernal auf NEVERMEN, auf dem es zu gewaltigen stilistischen Weitsprüngen kommt und nirgends ein roter Faden zu finden ist. Wer in der Vergangenheit allerdings die musikalischen Aktivitäten jedes einzelnen Neverman verfolgte, dem dürfte so einiges bekannt und vertraut vorkommen. Allerdings nicht in dieser Kombination, denn hier trifft Alternative HipHop auf orchestralen Gigantismus, Indie-Rock auf Metal-Breitseiten, Plunderphonics auf Pop, Psychedelia auf Electronica.

NEVERMEN klingt aberwitzig, sprunghaft, überbordend vor Ideen und dadurch immer sehr, sehr kurzweilig und überraschend.