New Order – Low Life
Das Manchester-Mysterium endlich schwarz auf weiß: Zwei Jahre nach ihrem Mega-Hit „Blue Monday“ zeigen die New Order-Mitglieder erstmals ihr Gesicht auf einem Plattencover: Diese sanft verzerrten, melancholischen Gesichter haben die neuen Stücke monatelang zurückgehalten, bis die Verpackung endlich ihren Wünschen entsprach.
LOW LIFE hat noch immer den Beat für Auto-Touren durch Wald und Land mit dem Graustich des Industriekomplexes am Horizont. Melancholisch wie überfüllte Sonnenstrände und rauschende Wellen, fordernd wie Küchen-Diskussionen emanzipierter Paare, tanzbar wie Computerrhythmen sein sollen.
Peter Hook hat seinen Wummer-Baß in die Ecke gestellt, dafür hat Bernhard Albrecht mehr Platz für seine konzentriert gezupften, verschrobenen Gitarrenriffs, was beispielsweise „Sunrise“ zu einer echten Saiten-Orgie geraten läßt. „Perfect Kiss“ ist die Tanz-Maxi-Auskopplung und „Sub-Culture“ zeigt eindringlich, wie ein durchgehendes Thema auch ohne dramatisch-dynamischen Aufbau hinreißend sein kann.
Fröhlich plappern die Sequenzerläufe, beschaulich säuseln Stertaler-Synthis – die neuen Songs klingen so gut wie die alten, glänzend produzierte, zerbrechliche Power-Elektronik mit dem entgeisterten Größenwahn in der Stimme Bernhard Albrechts: Hier steht der echte Psycho-Mensch – derjenige, der Morrissey geschlagen nach Hause schickt.
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