New Radicals – Maybe You’ve Been Brainwashed Too

Im amerikanischen Radio seit Oktober vor Begeisterung fast zu Tode gedrückt, in England an einem Hit durch alle Charts geschleift, erschöpft und reichlich spät kommen der New Radicals endlich zu uns. Der New Radicals? In der Tat, denn dem Namen zum Trotz verbirgt sich nur ein einziger Mann. Gregg Alexander, hinter der Band. Dem 28jährigen Trangesicht aus Detroit ist nach zwei unbeachteten Versuchen in Teenager-Jahren mit dem aktuellen Album ein seltener Kunstgriff gelungen: Maybe You’ve Been Brainwashed Too ist ein Mainstream-Album, das keines ist. Höchst talentiert bedient sich Alexander bei Pop, Rock und Soul der 60er und 70er Jahre, bastelt mit liebevoll-detaillierten Arrangements eingängige Songs mit großen Melodien, verliert sich in halluzinogenen Stimmcollagen mit Backgroundsängerin Danielle Brisebois, um dann mit einem überschlagenen „wontufreefor!“ in Faust-in-die-Luft-Refrains aufzubrechen. Der Sound ist eigen, doch bis zur Kenntlichkeit verfremdet, die New Radicals schreien nach dem unmöglichen Vergleich: Gregg Alexander sei ein bißchen Jagger, ein bißchen Prince, World Party, Waterboys und Kinks, war schon zu lesen, der hinkenden Parade sei hier noch ein brav-frisierter Beck und – beim behallten „Solution“ und „Revolution“ in „Technicolor Lover“ -ein flüchtiger John Lennon hinzugefügt. All das führt nicht weit und zeigt doch eins: Alexander macht nichts wirklich Neues, das aber so frisch, jung und positiv, daß diese Platte zu den erfreulichsten Überraschungen des Sommers gehört.