Nick Heyward – North Of A Miracle

Haircut 100 waren die Tanz-Band des Sommers ’82; ihr Konzept allerdings erwies sich als nicht tragfähig genug. Nick Heyward, ihr Sänger/Songschreiber und Mädchen-Liebling, ist nun der Gefahr des Abstiegs entgangen und hat zur rechten Zeit den Schlußstrich unter das Kapitel leichtfüßiger, aber auch leichtlebiger Latino-Karibik Soft-Disco gezogen.

Seine erste Solo-Single nach der Trennung von Haircut ließ noch um seine Fähigkeit, intelligente Popsongs schreiben zu können, fürchten. „Whistle Down The Wind“ war letztlich doch fade und uninspiriert und ist sicher auch der schwachbrüstigste Song der neuen LP. Die Single war aber gleichzeitig auch ein erstes Anzeichen der Abkehr von der pausenlosen Haircut-Fröhlichkeit.

Auf seiner ersten Solo-LP läßt Nick nun seiner melancholischen Ader freien Lauf: Lieder, die einfach nur „schön“ sind. Reichlich Akustik-Gitarre, unterlegt von gepflegten Geigen-Teppichen (arrangiert von Altmeister Paul Buckmaster) überhaupt eine reichhaltige Orchestrierung.

Selbst die tanzbaren Songs sind erstaunlich abwechslungsreich arrangiert. In „Two Make It True“ etwa leitet ein Waldhorn in einen FunK-Baß über.

Getreu seinem Beatles-Faible (das auch im Songmaterial seinen Niederschlag findet), arbeitete Heyward im Studio mit Tonmeister Geoff Emerick. dem alten McCartney-Ingenieur. Die Produktion ist exzellent und ausgereift.

Eine Sammlung vorzüglicher Songs in vielfältigen Arrangements, guter Pop, der die ganze Spannbreite des Lebens umfaßt- wie man so schön sagt. An dieser Platte werden wir an langen Winterabenden noch viel Freude haben.