Nick Lowe – Jesus of cool

Dass Nick Löwe, heute weißhaarig und stets im teuren Anzug, mal so etwas wie der Michael Caine des Songwriter-Pop werden sollte, konnte man in seinen Anfangszeiten kaum ahnen. Damals, Ende der 70er, bekam Löwe den Spitznamen „Basher“: wegen seiner Angewohnheit, Platten schnell und ohne viel Aufhebens rauszuhauen. Löwe war ein frecher, lustiger Vogel, trinkfest und respektlos, der sich von keinem etwas sagen ließ. Die Punks liebten ihn, obwohl er im Herzen ein Traditionalist war, der sich um das Wohl der guten alten Dreieinhalb-Minuten-Single sorgte. Er produzierte u.a. frühe Platten von Elvis Costello, Dr. Feelgood, den Pretenders und The Damned und nahm als erstes Solowerk nach Auflösung seiner Band Brinsley Schwartz mit dem Powerpop-Song „Heart Of The City“ 1976 die erste Single des legendären Stiff-Labels auf. 1978 erschien dann sein erstes Album. Die Wahrheit über die Musik auf dieser Platte liegt irgendwo zwischen dem europäischen (jesus of cool) und dem amerikanischen (pure pop for nowpeople) Albumtitel. Und gleichzeitig sind beide Titel so dermaßen tongue in cheek, dass man sich den Nick Löwe von 1978 als einen Mann mit prall geschwollener Wange vorstellen muss. Ja, er war cool, und er war Pop, aber beides auf seine ganz eigene Art, wie man auf dem Reissue nun nachhören kann: Alle elf Songs der regulären Platte sind Hits-keiner klingt wie der andere: „So ItGoes“ ist swingender Gitarrenpop. „I Love The Sound Of Breaking Glass“ kühler Cocktail-Funk, „Little Hitler“ harmonieseliger Schrangel-Pop, und „Tonight“ klingt wie Brian Wilson für New-Wave-Kids. Bisweilen wirkt der humorige Eklektizismuswie eine Vorwegnahme Adam Greens-vor allem in „Marie Provost“, das von einer Hollywood-Diva erzählt, die von ihren Schoßhündchen verspeist wird. Auch die elf Bonus-Tracks haben es in sich: Endlich liegt die Single-Version von „Heart Of The City“ in gutem Sound vor, „Shake That Rat“ ist Lowes Parodie auf ein Surf-Instrumental, und „I Love My Label“ so zynisch, wie nureres damals konnte und durfte. Amüsant: die Ur-Fassung des großen US-Hits „Cruel To Be Kind“, den Löwe erst für das Nachfolgealbum labour of lust würdevoll aufnahm. Das Lowe’sche Prinzip jener Tage lautete offenbar: so viel Stil haben, dass Ernsthaftigkeit gar kein Thema mehr ist. Ein Teufelskerl – immer noch. Wie gern würde man von sich behaupten können;“Nick Lowe bought me a drink.‘

>» www.nicklowe.com