Nick Lowe – Nick the Knife

Erneut purer Pop für Leute von heute! Nick Löwe, der geniale Produzent, versierte Bassist und beneidenswerte Stiefschwiegersohn von Johnny Cash, jagt mir ein wohltuendes Messer zwischen die Rippen. War JESUS OF COOL wegen des Geräusches von klirrendem Glas und der Beschreibung eines kleinen Hitlers (viel besser als der „Mussolini“) den Kauf wert, bereitete mir LABOUR OF LUST überhaupt keine Lust zum oftmaligem Hören.

Zum Glück entdecke ich auf NICK THE KNIFE keinen Hinweis auf Bertolt Brecht, wie es der Titel suggerieren mag. („Mackie Messer“ = „Mack The Knife“, got it?) Nick zeigt hier nicht mehr wie ein Haifisch seine Zähne. Vielleicht unter dem Einfluß seiner Gattin Carlene Carter beschränkt sich der Zyniker auf Liebeslieder; einmal brennt er „Burning“ vor Feurigkeit, dann wiederum fließen Bäche von Tränen unerwiderter Sehnsucht an ihm herunter („Too Many Teardrops“). Möchte behaupten, daß sein „Raining Raining“ textlich ein unverschämtes Plagiat von Buddy Hollys zweitschönster Schnulze (nach „Moondreams“), „Raining In My Heart“ ist, in dem er wie einst der verblichene Texaner den Sonne verheißenden Wetterbericht mit dem Regen in seinem Herzen vergleicht.

Womit wir bei dem ärgerlichen Schnitzer auf NICK THE KNIFE angelangt wären: „Heart“. Sicher ist es eine bessere Reggae-Verarscherei als die unfreiwillige Selbstironie von „Police“, Aber das Scheißstück ist einfach zu lang!

Besser wirkt Nick Lowes geistiger Musikdiebstahl, wenn er — wie auch sein langjähriger Kumpan Dave Edmunds — ältere Moden aus dem Hut zaubert. Bei „Ba Doom“ lassen die Coasters („Yaketi Yak“) herzlichst grüßen. „Let Me Kiss Ya“ erinnert sehr sehr stark an die poppigen Jackson 5 („ABC“).

Wegen „Heart“ keine Höchstbewertung: Strafe muß sein. Aber wenn mir Nick noch bis zum Redaktionsschluß erklärt, was ein „Zulu Kiss“ (Songtitel) ist, kriegt er sechs Sterne, aber auch nur dann, wenn ich ihn an Carlene ausprobieren darf!