Nico – Drama of Exile

Lange, sehr lange war es still um Nico. Bis auf eine Live-EP, die 1981 von der VUAS (Velvet Underground Appreciation Society) veröffentlicht wurde (4 Songs Live im CBGB-Club 1979), inzwischen aber schon wieder vergriffen ist, herrscht Stille im Vinyl um Nico in den letzten sieben Jahren („The End* hieß ihr letztes Album) . Sie tauchte – nur (?) – hier und da in den Klatschspalten der Hip-Zeitungen auf. Und spielte ihr Harmonium live in Clubs (Motto: ’sie läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt, man schneidet sich an ihr!). ‚Nico – komm raus aus der Sonne, el quicko!, We can be heroes, just for one day/“Nico singt den Bowie-Song „Heroes“ auf DRAMA OF EXILE, auch: „Waiting For My Man“, den Velvet Underground Klassiker, den sie 1967 auf der Bananen-LP nicht singen durfte, weil Lou Reed es so wollte (schließlich hat er den Song auch geschrieben!). Ihr Harmonium hat sie abgegeben, für DRAMA. Eine geradlinige/rhythmusgebende Rock and Roll-Band (Gitarre, Drums, Baß, Keyboards, Saxophon) begleitet ihren tiefen/rhythmusfühlenden Grob-Gesang. Kraftvoll tönend macht sie „Heroes“ + „Waiting For My Man“ zu ihrer eigenen Erfahrung, zur eigenen Licht-Romanze, zur eigenen Verzweiflung, zum selbst durchlebten Drama im schönsten Exil.

Denn in all ihrer inneren (oder: verinnerlichten?) Melancholie/Hoffnungslosigkeit/Düsterheit, die ihre Stimme und die DRAMA-Texte aussenden – daliegt eine unverhohlene Prächtigkeit/Schönheit/Stärke. Die so manchen Neu-Alt-Romantik-Song der diversen Kathedralen-Anbeter (New Order, z.B.) als puren Kitsch dastehen lassen.

Man kann Nicos eigenartigen Sprech-Gesang (der niemals langweilig ist, aber monoton; die Stimme zeigt auf DRAMA mehr Hang zur Melodie als jemals zuvor auf ihren Platten) eigentlich nicht imitieren. Erhypnotisiert.

Es gibt noch 7 Nico-Stücke auf DRAMA. Aber wo bleibt ihre Version des Doors-Titels „Waiting For The Sun“? Eine Platte für die Fahrten über die Grüften.