Nico – Femme Fatale

Kaum eine Künstlerin hat in den vergangenen vier Dekaden einen derart tiefen Eindruck hinterlassen wie Nico. Die kurz vor dem zweiten Weltkrieg in Köln als Christa Päffgen geborene Nico polarisierte zeitlebens-. Für die einen war sie die durchgeknallte Drogenschlampe, für die anderen eine Göttin, Vertreterin einer ganz unangepassten Lebensart. Ihre Interpretationen, sakral und anmutig wie das Relikt eines dunklen Zeitalters, ihre Stimme dunkel, durchdringend, leise und verzweifelt. Der Mythos des Kultstars mit dem Namensanagram Nico/Icon, der Vergangenheit als Fotomodell, Fellini-Darstellerin und Mitglied von The Velvet Underground, lebt mehr als 15 Jahre nach seinem plötzlichen Tod in Ibiza stärker als je zuvor und wird gerade von der jungen Gothic-Generation neu entdeckt. Kein Wunder, wenn jede auch noch so unwichtige Aufnahme in neuer Verpackung wieder und wieder aufgelegt wird. Da Nico zu Lebzeiten nicht mehr als um die 50 eigene Songs eingespielt hat. ist auf diesen Alben stets das gleiche Material zu hören. Doch ähnlich wie im Falle von Joy Division oder den Doors lechzt der Fan nach jeder noch so obskuren Live-Version oder Demo-Fassung. So auch im Falle femme fatale, das auf zwei CDs unpassend das ’81er Werk drama of exile mit dem Konzertmitschnitt LIVE AT CHELSEA T0WN HALL 09 08.85 koppelt.

Nico, 1981 schon schwer durch Heroin- und Tablettensucht gezeichnet, versagte dem in der Neuedition um diverse Outtakes und die Single „Saeta/Vegas‘ ergänzten Album drama of exile die Autorisierung und bezeichnete es als „miserabies Bootleg“. Fatalerweise enthält es mit „Sixty Forty“. „Orly Flight“, „The Sphinx“, „Genghis Khan “ und „One More Chance“ einige ihrer besten Kompositionen – die leider mit einer unsensiblen, hölzernen Rockband im üblen Pillenrausch eingespielt wurden.