Novalis – Vielleicht Bist Du Ein Clown
Der Herr Novalis (Friedrich Freiherr von Hardenberg) und der Goethe-Freund Friedrich Schiller verstanden sich nicht sehr gut. Dennoch: die Feindschaft ging nicht soweit, daß sich der Romantiker erlaubt hätte, an einem Gedicht Schillers „Verbesserungen“ vorzunehmen, wie es nun bald zweihundert Jahre später die Hamburger Gruppe „Novalis“ in seinem Namen tut. Herhalten mulite Schülers „Hoffnung“ von 1797: „Es reden und träumen die Menschen viel, Von bessern künftigen Tagen.,‘ Nach einem glücklichen goldenen Ziel/ Sieht man sie rennen und jagen,“ lautet das Original. „Die menschen reden und träumen viel/von einem glücklichen goldenen ziel/man sieht sie rennen und jagen/ nach besseren tagen“ (Umdichtung von Novalis in radikaler kleinschreibung.) „Vielleicht bist du ein Clown?“ ist musikalisch besser gelungen als textlich. Die Geschichte vom „Geigenspieler“ am Straßenrand (eine seit Joni Mitchells“.For Free“ leider überstrapazierte Metapher) wurde zum Beispiel mit einer hübschen, präludienartigen Melodie unterlegt. Die beiden nächsten rockigeren Nummern („Zingaresca“. instrumental mit recht saftiger Gitarre und flotter Perkussion/Piano-Verklinkung) und „Manchmal fällt der Regen“ (prätentiöser, eigenwilliger Text, eingängiger Rhythmus) können zumindest als interessant durchgehen. „Vielleich bin ich ein Clown?“ – ganz nett; erinnert an Procul Harum „Conquistator“. Das Cover, bei dem ich keine logische Verbindung zum Albumtitel sehe, zeigt offenbar die Vorstellungen der Pariser Haute coiffure für die Frühjahrssaison…