Oldies

Hammer des Monats ist, da gibt’s keinen Zweifel, eine LP, die nun zum drittenmal erscheint: Mad River (Edsel ED 140/TIS u. Wishbone) von Mad River, einer dieser total legendären Acid-Rock-Bands. die ihre Freude daran hatten, extreme Klänge mit extremer Stückelänge zu kombinieren. Wenn auch aus heutiger Sicht einiges überzogen und kurios klingt, diese Musik hatte eine gehörige Sprengkraft, und Mad Rivers Hauptkomponist Lawrence Hammond war ein Meister seines Fachs. Der besondere Gag der Edsel-Ausgabe ist nun, daß die Aufnahmen – anders als beim Original und der 1979er Electrola-Neuaufiage-erstmals in korrekter, „nicht-psychedelisierter“ Geschwindigkeit erscheinen. (6).

Ebenfalls ein gefundenes Fressen ist Fire In My Bones (Texas Archive Recordings TAR 3/Rimpo) von den göttlichen 13th Floor Elevators. Studio-Outtakes und seltene TV-Show-Liveaufnahmen in guter Qualität, nur Roky Ericksons Stimme klingt oft zu dünn. (5) Weitaus obskurer sind The Dearly Beloved aus Arizona. Ihr gleichnamiges Album (Voxx VXS 200.018) weist sie als talentierte Beatles-Epigonen ohne Fortune aus. (4) Zweimal weißer Blues: Von der Paul Butterfield Blues Band liegt das legendäre Erstalbum (Edsel ED 150/TIS u. Wishbone) vor. Versammelt sind die drei großen „B“ des weißen Chicago-Blues: Paul Butterfield, Mike Bloomfield und Elvin Bishop. Entsprechend großartig klingen die Resultate. Unsterbliche Musik ohne Wenn & Aber (5). Auch voll in Ordnung geht Cerulean (Hai 300/Wishbone) von Fleetwood Mac (Ergänzung zum „Live In Boston“-Album. Vier Seiten bluesige Spannung mit der 24:30-Minuten-Version von „Rattlesnake Shake“ als Höhepunkt (4).

Was engagierte und zugleich sachkundige „Goldgräber“ wert sind, unterstreicht einmal mehr die Serie „Broken Dreams“ des Line Labels. (Für Oldie-Fans immer noch Deutschlands bestes Indie-Unternehmen) Bernd Matheja und Rolf Hannet haben für die Folgen 4 (Line OLLP 5395) und 6 (OLLP 5396) britischen Rhythm & Blues zusammengetragen, darunter die superseltene Chris Farlowe-Aufnahme „She’s Alright“ und Sachen von Savoy Brown und The Birds (5).

Vol.5 (OLLP 5396) bringt spätsechziger Flower-Power-Psycho-Pop-Rock, ein Mischprogramm zwischen den Nashville Teens und The Nice (4).

Die Krone aber gehört Vol.7 (OLLP 5398), denn hier werden heillos verstreute Titel von Grossen wie der Graham Bond Organisation, Zoot Money’s Big Roll Band, Alexis Korners Blues Incorporated und Cyril Davies & The All Stars kompiliert. Für Sammler ein unersetzliches Album (6), und auch nach rein musikalischen Maßstäben sein Geld reichlich wert (Vertrieb: TIS).

Bleiben wir noch einen Augenblick bei Samplern. Auf 30 British Hits Of The 60s (Philips 818 398/IMS) ertönen tatsächlich erfolgreiche Singles von Dusty Springfield, Walker Brothers, The Mindbenders (mit und ohne Wayne Fontana), The Mersey (beat)s, Dave Dee & Co.ua. Also kein Etikettenschwindel (5).

Anders sieht’s bei I.R.S. Greatest Hits Vol. 2 & 3 (IRS SP 70800/IMS) aus. Was heißt denn hier „Hits“? Die ausgesuchten Titel von u.a. The Damned, Stranglers, Police, John Cale und The Cramps hätten’s zwar verdient, aber die realen Verhältnisse lassen den Titel als reine Absichtserklärung erscheinen (4).

Viel ehrlicher ist der Sampler The World’s Worst Records (Rhino RNLP 809/IMS), der eine Kollektion der allerseltsamsten, abwegigsten und verrücktesten Tracks obskurer US-Interpreten bringt. Beigefügt ist eine Kotztüte! (ohne Bewertung) Rhino hat noch mehr zu bieten: Von The Turtles liegen gleich fünf Alben vor: It Ain’t Me Babe, Happy Together, You Baby und Wooden Head (Rhino RNLP 151 bis 154), sowie, als Zusammenfassung, Greatest Hits (RNLP 160, alle IMS). Die Turtles waren keine ausgeprägte Kultgruppe (wie etwa die stilistisch verwandten Byrds), wohl aber zuverlässige Hitlieferanten. Sammelwertung: (4).

Auch nicht ganz ohne ist Budgie, ein gewöhnlich geringgeschätztes Hardrock-Trio, das irgendwann auch noch „entdeckt“ werden wird. Kenner sichern sich zuvor die LPs Bandolier (MCA MCL 1795), Never Turn Your Back On A Friend (MCA MCG 3513) und Best Of (MCA MCL 1637), alle im Wishbone-Vertrieb, die sich eine knappe (4) verdienen.

Von den Underground-Helden Pink Fairies liegen sechs Stücke vor, die Previously Unreleased (Big Beat NED 9/EfA) sind. Dabei wäre es besser geblieben, Psycho-Heavy-Metal mit indiskutablem Gesang (1).