Oldies

Der Oldies-Monatssieger ist diesmal eine Siegerin: Ellie Greenwich mit Let It Be Written, Let It Be Sung (Verve 825 531-1 Y 1/IMS). Carole King/Gerry Goffin, Cynthia Weil/Barry Mann und eben Ellie Greenwich/Jeff Barry, das waren vor rund 20 Jahren regelmäßige Hitschreiber-Teams für alle Arten von Rock- & Pop-Interpreten. Später griffen Carole King und Ellie Greenwich selbst zum Mikro, aber während Carole auch als Sängerin dicke Kohle machte, ging Ellies 1973er Album spurlos unter. Zu Unrecht. Gewiß war sie nicht die größte Vokalistin, aber ihre eigenen Versionen von Welthits wie „And Then He Kissed Me“, „Be My Baby“, „Chapel Of Love“ und „I Can Hear Music“ haben Esprit und decken bei manchem Song verborgene Qualitäten auf (5).

Neues aus dem Edsel-Stall: Dan Hicks And His Hot Licks sind mit Original Recordings (Edsel ED 144) vertreten. Die Musik des ex-Charlatans ist etwas gewöhnungsbedürftig. Country-Rock, Western Swing und Jug Band Music aus westküstlicher Sicht wird nicht jedem zusagen (3).

Anders sieht’s bei Bradley’s Barn (Edsel ED 151) von den Beau Brummeis aus. Westküsten-Folkrock auf höchstem Niveau, perfekte Songs werden perfekt interpretiert (5).

Eine prall-lebendige Angelegenheit ist auch Doug Sam And Band {Edsel ED 154); bei diesem Querschnitt durch den texanischen Rock macht sogar Bob Dylan mit (4).

Chicagos berühmteste Garagenband waren die Shadows Of Knight. GEE-EL-O-ARE-I-AY (Edsel ED 157) bringt einen Querschnitt durch die ersten beiden LPs (incl. dem Hit „Gloria“), also das gleiche Material wie der WEA-Sampler MID 20161, zusätzlich aber die seltenen Singles-Titel „l’m Gonna Make You Mine“ und „Someone Like Me“ (5).

Vom Südstaaten-Rocker Lonnie Mack liegt The Wham Of That Memphis Man (Edsel ED 158) vor, 1963/64 entstandene Aufnahmen ohne richtige Durchschlagskraft, die heute sehr antiquiert klingen. Kein Wunder, daß die Amis der „british invasion“ anfangs hilflos gegenüberstanden… (2). (Alle Edsel-LPs werden von TIS und Wishbone importiert.) Ein kleiner Zeitsprung: Nick Löwe, Englands Meister des „pure pop for now people“ ist zu hören auf 16 ALL TIME LOWES (Demon Fiend 20/TIS u. Wishbone) und – zusammen mit Dave Edmunds – auf Seconds Of Pleasure (Demon Pile 1/TIS u. Wishbone), der einzigen „offiziellen“ LP der Band Rockpile. Solo verdient sich Löwe eine (5), mit Rockpile eine (4).

Zwei neue Folgen mit Sixties-Garagen-Punk-Psycho-Rock: Louisiana Punk Vol. 2 (Eva 1252/Rimpo) steht Vol. 1 nur wenig nach; Louisiana war halt ein kreatives „Sumpf-Pflaster“ (5). Ebenfalls voll gelungen ist Mindrokker Vol. 11 (Line OLLP 5322 AS/TIS), ein USA-Mischprogramm mit der Betonung auf Michigan (4).

Abteilung Kunst- & Kultur-Rock made in Britain: Ardvark ist mit Put That In Your Pipe And Smoke It (See For Miles 43/TIS) dabei – und McDonald And Giles mit ihrer einzigen (gleichnamigen) LP (Polydor 2302 070/IMS). Beide Male lange Stücke und viel Keyboards, beide Male: (4).

Vom Ex-Soft Maschinisten Kevin Ayers liegt die sehr schöne Kevin Aylers Collection (See For Miles CM 117/TIS) vor. LP- und Single-Tracks dieses sympathischen Außenseiters (knapp 5).

Kunstrock gab ’s auch in den USA: H.P. Lovecraft aus Chicago wollen vom gleichnamigen Gruselschriftsteller beeinflußt sein. Viel ist davon auf ihrem (dennoch gelungenen) ersten Album (Philips 822 577/IMS) freilich nicht zu hören. (4).

Abteilung Gemixtes: Denny Laine faßt auf Weep For Love (President/ Ariola Import 804 779) Aufnahmen der Jahre 1973-1980 zusammen. Fast alles klingt kräftig nach Wings. McCartneys einstiger Weggefährte ist ein ordentlicher Musiker, aber keine große Persönlichkeit. (4).

Mit Heaven In A Wild Flower (Island/Ariola Import 804 768) wird an den depressiven Singer/Songwriter Nick Drake erinnert, der durch Freitod endete. Heaven bringt einen guten Überblick über seine drei LPs (5).

Eine ganz schwere Mischung aus Blues-Rock und Heavy Metal ist bei Sir Lord Baltimore (Mercury 822 576/IMX) des Trios gleichen Namens angesagt. Das Richtige für frusirierte Deep Purple-Fans (3).

Zum Abschluß noch zwei risikolose schwarze Editionen: Bill Wither’s Greatest Hits (CBS 32343/IMS) bringt Qualitäts-Soul – und Gold (Mercury 422 824461/IMS) der Ohio Players satten Früh-Funk (beide: 4).