Oldies
Charly Records macht zwei wesentliche Alben aus längst abgeschlossenen Stilbereichen des britischen Rocks wieder zugänglich: Der heftig bluesige, frühe Jazzrock ist vertreten mit KICK ME OUT (See For Miles 42) von The Alan Bown! Hohes handwerkliches Können der kleinen Bigband und vor allem Robert Palmers unaffektierter White-Soul-Gesang machen dieses Album, das zudem zwei Stücke mehr enthält als die Originalausgabe, noch heute anhörenswert (4).
Ein rar seltsames Trio waren Egg. SEVEN IS A JOLLY GOOD TIME (See For Miles 47), ihr Debüt, bringt Art-Rock, der sich wie eine Mixtur aus Zombies-Beat. Soft Machine-Einflüssen und E-Musik von Bach bis Strawinsky anhört. Wer sich auf dieses Klangspiel einläßt (nicht gleich die Geduld verlieren!), kann Ausdrucksfeinheiten entdecken, die über akademisches Musizieren weit hinauscehen. Knapp: (4).
Weitaus handfester geht’s natürlich auf dem berühmten Sampler AT THE CAVERN (Miles 58) zu, wo sich Beat-Interpreten wie The Fortunes, Dave Bern, Lee Curtis und The Big Three live tummeln. Authentische Keller-Atmosphäre und manch feine Leistung (neben blassen) vereinigen sich zu einem schönen Dokument. Die vier Big Three-Bonustracks stammen von einer seltenen EP. wurden aber auf CAVERN STOMP (Edsel 111) schon vor einigen Jahren wiederveröffentlicht (4).
Ausgezeichneten Schweden-Beat bieten The Shamrocks (nicht verwechseln mit den Briten gleichen Namens, Ariola 200 873) auf THE SHAMROCKS STORY (Rainbow RMDLP 2012 Rimpo-Import). Stilsichere Eigenwerke & oft recht interessante Coverversionen haben der Band von 1964 bis 67 in fast ganz Europa eine ordentliche Fangemeinde beschert. Reichlich: (4).
Vorhang auf für schwarze Ladies: Von Maxine Brown, einer Mittelklasse-Soulsängerin, stammen großteils unveröffentlichte Titel, die zwischen erdverbundenem Stax-Soul und New Yorker Disco liegen. LIKE NEVER BEFORE (Kent 047T1S) verdient eine knappe(4)
Großartig ist IM GONNA TEAR YOUR PLAYHOUSE DOWN (Demon Hi Rec. UK LP 422/TIS), die Best-Of-Sammlung von Ann Peebles, die zu den ausdrucksstärksten Soulsängerinnen der 70er Jahre zählte. Ihren größten Hit hatte sie mit „I Can’t Stand The Rain“ (den unlängst auch Tina Turner coverte), während der Titelsong auch Paul Young Ruhm & Reichtum brachte. (5)
Vorhang auf für Rhino Records (Vertrieb:““ IMS): North-West-Rocker lan Whitcomb erklärt wortreich ‚How I became a one hit wonder“. Wer THE BEST OF IAN WHITCOMB (RNLP 127) hört, ahnt zumindest, warum es bei „You Turn Me On“ (Nr. 8 im US-Sommer ’65) blieb: Vergagter Beat mit Nur-Novelty-Qualitäten bringt’s auf die Dauer nicht. (2)
Fortgesetzt wird die NUGGETS-Serie mit POP, PART III (RNLP 029). PUNK PART II (RNLP 030) und EARLY SAN FRANCISCO (RNLP 031). Gegen die Qualität der einzelnen Tracks ist eigentlich nichts einzuwenden, wohl aber gegen die Art ihrer Kompilation. Was suchen, beispielsweise, Steppenwolf und Captain Beefheart auf PUNK II? Und von SFBands wie Beau Brummels, Mojo Men und Charlatans gibt’s längst konsequentere und vollständigere Sampler. (3)
Viel wertvoller für den Garagen-Fan ist ohnehin CHICAGO GARAGE BAND GREATS – THE BEST OF REMBRANDT RECORDS 1966-1968 (Cicadelic 983/ Rimpo) mit u.a. The Lemon Drops, Nuchez und The Mickel Bag. Psycho-Garage at it’s best und Artverwandtes: die beiden Rohrkrepierer von Watermelon stören kaum. (4)
Eine interessante Serie verspricht „The Major Bill Tapes“ zu werden, die sich an den Sixties-Punk-Fan wendet. Als Vol. I liegen Larry & The Blue Notes (Big Beat WIKM 33TIS) aus dem unerschöpflichen Texas vor. Toller Garagen-Beat und R&B mit so anheimelnden Titeln wie „Night Of The Sadist“ oder „The Phantom“ in auffällig guter Tonqualität. (4)
Gut auch der Sampler der Nomads, die im verschlafenen North Carolina der Midsixties mit Talent verratenden Eigenkompositionen und schwachen Coverversionen ein ruhmloses Garagenleben fristeten (Crypt Rec. 006/ Rimpo). (3)
Und noch ein Leckerbissen: Reinhard Holstein vom lesenswerten deutschen Garagen-Fanzine „Glitterhouse“ (Lange Straße 41. 3471 Lauenförde) hat durch fleißiges Vergleichshören ermittelt, daß FORTY FOUR (Big Beat WIKA 25’TIS) die tontechnisch beste Kompilation der göttlichen Chocolate Watch Band ist. (6) Thank you. Reinhard.
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