Oldies

Erste Abteilung: Stars von gestern & heute: Was Marc Almond & Dave Ball als Soft Cell für die Popmusik dieser Dekade leisteten, findet sich komprimiert auf THE SINGLES (Phonogram 830 708). Der absolut richtige Tanzstoff für alle Freunde der „Tainted Love“. (5)

Zu spät war’s für die englischen Zombies, als „Time Of The Season“ im März 1969 zum US-Tophit avancierte; die Gruppe hatte bereits der Spaltpilz befallen. Was ihr großes Album ODYSSEY & ORACLE (Rock Machine Mach fi/TIS) nicht wertloser macht. Orgel-dominierter Beat-Rock, wie er sein sollte. (5)

Gepflegte Duo-Kost servieren Nancy Sinatra & Lee Hazlewood auf NANCY & LEE (Boulevard BLD 507/TIS). „These Boots Are Made for Walking“, der Nr. 1 -Hit, fehlt ebensowenig wie eine Kollektion clever verpackter Pop-Country-Songs. (3)

Ein Duo viel gewichtigerer Art sind die Everly Brothers, deren ROOTS (Edsel 203/TIS) in den sanften Hügeln der Whiskey-Staaten Kentucky und Tennessee liegen. Ihr von Lenny Waronker 1968 behutsam produziertes akustisches Country-Album ist zeitlos gültig. Knapp: (5)

Zwei sinnvolle Beiträge zum Dauerthema „Coverversionen ja oder nein“: BEATLE ORIGINALS (Rhino 70071/IMS) stellt die Originalfassungen von Fab Four-Hits wie „Boys“ (Shirelles). „Kansas City“ (Little Richard) und „Words of Love“ (Buddy Holly) vor. COVER ME (Rhino 70700/IMS) geht den umgekehrten Weg. Hier ist zu hören, was u.a. Dave Edmunds, Patti Smith und Southside Johnny aus Songs von Boß Springsteen gemacht haben. Manchmal Besseres als er selbst. Beide: (4)

Zweite Abteilung: Stars, die es nicht geschafft haben, welche zu werden: Warren Zevon verdient es, in einem Atemzug mit Jackson Browne genannt zu werden. Ein Singer/Songwriter mit beißfesten Einfällen, doch nur „Werewolves Of London“ biß sich in den Charts fest. A QUIET NORMAL LI-FE (Asylum 960 503) liefert einen schönen Überblick von 1976-1982. Knapp: (5)

Randy California, westküstliches Gitarren-As, sah seine besten Tage bei Spirit. SHATTERED DREAMS (Line 4.00197 J) – welch passender Titel sammelt verstreutes Material, darunter eine tolle Live-Version von „Hey Joe“. Knapp: (5)

Äußerst anregend klingt heute noch SEATRAIN (Edsel 196/TIS ), das erste (und beste) Album der gleichnamigen Blues Project-Sphttergruppe, deren auffallendes Kennzeichen das meisterhafte Geigenspiel von Richard Greene war. „Erweiterter Blues“ ist wohl die beste Bezeichnung für diese stiloffene Musik. (5)

Dritte Abteilung: Stars, bei denen es hinten & vorn nicht langte: Der einstige Alexis Korner-Gefährte Duffy Power bringt seine eigenwilligen Blues-Ideen mit MARY OPEN THE DOOR (Rock Machine 5/TIS), einer Neuauflage seiner LP INNOVA-TIONS zu Gehör. An den Instrumenten: Jack Bruce, John McLaughlin, Danny Thompson, und trotzdem nur eine (3) für allzu dünne Einfälle.

Viel zu beliebig war die Musikauffassung des Westküstlers Ron Nagle, dessen LP BAD RICE (Edsel 204/ TIS) zwischen psychedelisiertem Countryrock, biographischen Songs über Suff & Astrologie und nichtssagenden Probeläufen pendelt. (3)

Noch mehrere Zähne schärfer (= verwirrter) war Van Dyke Parks, der dennoch zur „Legende“ wurde. Seine LPs SONG CYCLE, DISCO-VER AMERICA und CLANG OF THE YANKEE REAPER (Edsel 207. 210, 213, alle TIS) bringen kuriose Wanderungen zwischen Hollywood-Unsinn, Trinidad-Sonne, genialen Details und schräger Mariachi-Musik. Gut für unerschrockene Entdecker, ansonsten: (2)

Vierte Abteilung: Stars der Garage. Die energiegeladenen LPs der Wipers werden weltweit gern nachgepreßt. IS THIS REAL (Weird System 06574-08/EfA) und OVER THE EDGE (Enigma 951226/Intercord-Import) bringen Gitarren-Höchstleistungen des Heros Greg Sage. Beide knapp: (5)

Die Swamp Rats aus Pittsburg und die Unrelated Segments aus Detroit teilen sich brüderlich eine LP (Eva 12058/ Rimpo). Leider kennt der Garagen-Freak sechs der acht Rats-Titel schon von der DISCO SUCKS-LP, und die Klangqualität ist auch ärmlich bis erbärmlich. (2)