Oldies

Gäbe es den Sampler nicht längst, er müßte auf der Stelle erfunden werden. So kann man mittels Kanalisierung der Sintflut eigentlich längst vergessener Interpreten Herr werden, die von den Machern aus den Archiven gezerrt werden. Immer nach dem Motto „Hauptsache Sixties, Psychedelia, Punk‘. Hans-Jürgen Günther kämpfte sich durch die Flut der neuen Kompilationen.

Hört man Alben wie Pop-Sike Pipe-Dreams, Nightmares In Wonderland, The Electric Crayon Set, The Clous Have Groovy Faces, Adventures In the Mist und Staircase To Nowhere (Barn Caruso Kiri 025, 026, 044, 049, 069, 070, alle TIS) mit bekannten Größen wie The Pretty Things, Keith West, Spencer Davis Group, Denny Laine oder World Ol Oz bzw. unbekannten Einst-Hoffnungen wie Wlmple Winch, Penny Peeps, Dream Police, Falling Leaves, Felius Andromeda oder Virgin Sleep, so wird man unweigerlich auf einige Perlen stoßen. Soft-Psycho in allen denkbaren britischen Variationen, meistens mit einem Mindestmaß Talent realisiert. Nicht unsympathisch, aber auch nicht wegweisend, dabei haben auch Zweitund Dritt-Liga-Bands schon mal einen erinnerungswürdigen Geistesblitz. Bin gespannt, wann sich diese Serie totläuft. Alle: 4 Etwas anders liegt der Fall bei The British Psyhedelic Trip 1966-1969 VOL. 2 (See For Miles 76/TIS). Hier werden bevorzugt Titel von Tomorrow, Simon Dupree, Idle Race oder The Gods kompiliert, die jeder einschlägig Interessierte längst im Regal hat. Was soll das? (3) Ganz anders liegt der Fall dagegen bei Punks Ballads Sampler From The Sixties (Eva 1260/Rimpo). Hier werden ultra-obskure Ami-Bands mit simple romantic songs“ vorgestellt, unter denen sich mit „Country“ von Joint Effort und „Valley Of Hate“ von Just Luv mindestens zwei Killer befinden. Auch sonst ist das Niveau erfreulich hoch! 5 New Orleans-Nachschlag (s. ME 5/87): Treacherous (Rhino 71494/ IMS) bringt die definitive Werkschau der Neville Brothers als Band und Einzelkünstler über drei Jahrzehnte hinweg. Alle Hits dabei. Ein unverzichtbares Doppelalbum! 6 Ziemlich strikt dem Balladen-Feld gewidmet ist The Tan Nightingale (Charly CRB 1058) von Johnny Adams. Schöne Schmusemusik, die freilich etwas zu altväterlich klingt. 3 Eine interessante neue Serie kommt aus Frankreich vom Beat Club-Label: It’s Smoke Time der „My Friend Jack“-One-Hit-Beatband The Smoke, wobei seltene Singles gleich mttkompiliert wurden. Find My Way Back Home von Engtands Nashvnle Teens, deren Fassung von „Mona“ bekanntlich meisterlicher ist als die der Stones (ehrlich!). Beide: 4 Belfast Gypsies von den etwas späteren Them ohne Van Morrison. Ihr „Gloria’s Dream“ genießt in Fan-Kreisen trotzdem hohes Ansehen. Das Originalalbum wurde um drei Stücke erweitert. (Vertrieb u.a. durch Hot Wax, Postfach 1212, 2880 Brake.) 3 Was gibt’s sonst noch? Viel! The Best Of P.F. Sloan (Rhino 70133/ IMS) bringt eine schöne Songauswahl von dem Mann, der unsterbliche Hits für The Grassroots und Barry McGuire („Eve Of Destruction“) schrieb. Nicht so berühmt wie Dylan, aber ein ebenbürtiger Könner. Leider ist sein Supersong „Patterns Seg. 4“ nicht dabei. (5) Kanadas Songpoet Bruce Cockburn wird mit dem Doppelalbum Waiting For A Miracle – Singles 1970-1987 (Pläne 88541/2 H) angemessen gewürdigt. Gefühl und (auch politische) Härte, diese Mischung stimmt immer wieder/noch. 4 Von Danny Adler, dem stets verkannten Pub-Rock-Blueser, liegen die gut erläuterten Roogalator Years (Charly CRB 1130) vor. Stücke wie „Cincinnati Fatback“ sind auch ohne Kommerz-Potenttal zeitlos gut. (4) Das kleine Hamburger Label Weird System macht sich um die Buzzcocks verdient. Total Pop 1977-1980 (WS 021) bringt eine sorgfältige Zusammenstellung von Highlights, Live-Material und raren Stücken der Punk/New Wave-Pioniere, aus deren Reihen Musiker wie Howard Devoto und Pete Shelley hervorgingen. 4 Perfekt aufgearbeitet werden auch die Detroit-Rocker SRC mit The Revenge Of The Quackenbush Brothers (Barn Caruso Kiri 054). Phantasievoller Hardrock hat immer sein Publikum, und die Songwriferkünste der Bond sind nicht ohne Qualitätsanspruch. 4 Abteilung Folk- und Country-Rock: Matthews Southern Comfort (See For Miles 85/TIS) ist die definitive Kompilation der Briten um lan Matthews. Ruhige, besinnliche Musik, die nur Dröhngeister lahm nennen können. 3 Ländlich-Gemixtes (ohne Überschneidungen mit The Very Best See For Miles 64) bietet Cody Returns From Outer Space (Edsel 202/TIS) von Commander Cody And Hls Lost Planet Airmen, wobei auch Western Swing gekonnt einfließt. Für Leute mit stiloffenen Ohren! 4 Dieser Klassiker mußte ja entdeckt werden: Now Is The Time For … Hearst & Flowers (Barn Caruso Kiri 046). Das erste Album der kalifornischen Folkrocker zwischen Byrds und Buffalo Springfield gefällt noch heute durch ausgereifte Sanft-Klänge voller halb versteckter Feinheiten. 4 Klarer Sammlerstück-Fall: Dim Lights, Thick Skome And Loud, Loud Music (Edsel 197/TIS) der Flying Burrito Brothers. Alle Aufnahmen mit Gram Parsons, die nicht auf den beiden ersten Alben enthalten sind, wurden kompiliert. Wer allerdings schon die Sampler Close Up The Honky Tonks und Sleepless Nights besitzt, kann zur Tagesordnung übergehen. 5 Ein absolut unverzichtbares Album für (jüngere) Cajun-Fans ist Cajun Country Classics (Charly CR 30208) des Weißen Jimmy C. Newtnan, der mit einer gemischtrassigen Band zwischen 1977 und 1980 einige eigene und fremde Klassiker makellos einspielte. Der vorzügliche Covertext führt ausgezeichnet in diese halbfranzösische Louisiana-Country-Variante ein, deren oberstes Gebot Tanzfreude ist. (5)