Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp

Sauvage Formes

Bongo Joe/Broken Silence

Die Bigband aus Genf dreht Kammermusik in Afrobeatzyklen und lässt Feedback auf Folkgesang und Gainsbourg-Chöre prallen.

Das Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp hat etwas von einer Hydra, die Kopf um Kopf weiter wächst; Sänger, Gitarristen, Bassisten, Perkussionisten, Posaunisten. 14 Mitglieder soll die Verehrerschaft des allmächtigen Duchamp inzwischen zählen. Die Bigband aus Genf braust durch Afrobeatfieberträume und mutierte Folksongs, sie vermag aber auch kleine Geschichten rund um eine Melodie auf der Marimba zu erzählen.

Produziert hat John Parish, der kongeniale Sideman von PJ Harvey. Die Aufzeichnung ist ganz trocken ausgefallen, sie verleiht den vielen ineinander greifenden Instrumental-Parts eine ungemeine Dynamik, hier spielt ein Avantgardeverein mit dem Besteck des Punk. „Bêtes Féroces“ wartet mit coolen Spoken-Word-Passagen und einem Frankopop-Chor auf, den auch Serge Gainsbourg irgendwo hätte aufgegabelt haben können. In die darunter liegenden Polyrhythmen dreht sich eine feine Kammermusik, die zum Finale über ein Gitarrendauerfeedback gezogen wird. Die Schweizer verbauen in ihren Tracks vermeintlich weit voneinander entfernte Klangelemente, Crossover möchte man das dennoch nicht nennen, die Bausteine tragen ihre Herkunft voller Stolz in den Klangraum, sie knallen aufeinander, springen voneinander weg, stoßen sich ab oder überlagern sich bis in hymnisch-dissonante Sequenzen. Und das groovt wie Hölle.

In den acht Stücken können Spurenelemente von experimentellen Meisterwerken enthalten sein – von Sun Ra etwa, Pascal Comelade, Kraftwerk (in der RALF & FLORIAN-Phase), Konono No. 1, Dog Faced Hermans, Fairport Convention (in der LIEGE & LIEF-Phase) und hippen neuen Afro-Jazzern wie Penya (auf dem On The Corner Label). Dies ist keine Warnung, nur eine ordentliche Verneigung.

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