Page & Plant – No Quarter: Unledded DVD

Wenn sich alte Helden nach jahrelanger Pause noch einmal zusammenfinden, dann ist meistens Vorsicht angesagt. Entweder präsentieren sie neues Material, das sich verdächtig nah am erfolgreichsten alten orientiert, oder sie biedern sich mit allerlei modischem Zierrat beim Zeitgeist an. Ganz zu schweigen von der Peinlichkeit, die dem Erzwingen ewiger Jugend nun mal innewohnt: 50-jährige, die wie Mittzwanziger posieren, sind schlichtweg würdelos. Jimmy Page und Robert Plant Ifür Nachgeborene: der Gitarrist und der Sänger von Led Zeppelin, die in den Siebzigern in etwa so populär waren wie Eminem und die Chili Peppers zusammen] entgingen derlei Fallstricken geschickt: Statt neue Songs zu spielen, die wie die alten klingen, spielten sie vornehmlich alte, die wie neue klangen. So geschehen 1994. als das Duo für ein Konzert der MTV-Unplugged-Reihe noch einmal gemeinsame Sache machte. Der Trick dabei: Die beiden ließen sich nicht nurvon einer konventionellen Band begleiten, sondern engagierten zusätzlich ein britisches Streicherensemble, einen Drehleier-Spieler und ein ägyptisches Orchester, die alle zusammen klassischem Liedgut wie „Kashmir“. „The Battle Of Evermore“ und „Gallows Pole“ völlig neue Aspekte abgewannen. Kein Ethno-Firlefanz, wohlgemerkt, kein „Rockgoes-classic‘ und auch keine Retro-Party, sondern eine der besten Unplugged-Shows, die je bei MTV über den Sender ging. Getragen von großartigen Songs, großartigen Musikern, großartigen Arragements und einem – für das schon damals reifere Alter der beiden Hauptdarsteller – ungewöhnlichen Mut zum Risiko. Egal, dass Plant wie ein gealterter Hippie aussieht, der auf dem Jahrmarkt selbstgeschnitzte Didgeridoos verkauft, egal, dass Page bisweilen auf einem Gitarren-Mandolinen-Ungetüm mit drei Hälsen Isowas hatten nicht mal Spinal Tap!] klimpert: NO QUARTER: unledded changiert perfekt zwischen Powerplay und Feingeistigem. Als Bonustracks gibt es den Clip zu „Most High“, einen Live-im-Studio-Take von „Black Dog“ sowie ein Interview. Übrigens: „Stairway To Heaven‘ haben sie nicht gespielt. Dem Himmel sei Dank.