Palais Schaumburg Parlezvous Schaumburg Phonogram 822 415-1
Zwischen LUPA (1982) und der neuen Schaumburger LP liegen Welten. Gesang, in englisch, vergleichsweise belanglose Texte, der unbefangene Draufgänger-Charme überdeckt durch Perfektion und elektronische Anonymisierung – für eine deftige Fehlerquote bei „Blind-Dates“ ist vorgesorgt.
Alle acht Titel hat das Terzett in Teamarbeit gepuzzelt und dabei von Bläsern über Streicher bis zum Gesangssatz keinen Aufwand gescheut. Als Coproduzenten konnte man diesmal Gareth Jones (Depeche Mode, Fad Gadget) gewinnen. Inga „Düsedüse“ Humpe arrangierte den massenhaften Gesang, Pathos-Profi John Baker (ABC) die Orchesterpassagen.
Von einem Trend zum „Elektronik-Album“ will das Info der Plattenfirma nichts wissen. „Nichts Künstliches“ soll auf PARLEZ VOUS SCHAUMBURG zu entdecken sein. Dabei haben Blasinstrumente wohl kaum je so synthetisch geklungen wie bei „Spy Versus Spy“ (Lesen die im Palais immer noch MAD?). Swing-Phrasen zischen durch das Stück, als würde jemand mit einem Überdruck-Ventil spielen: ähnlich kalt wie die Studio-Collagen des Hackstück-Spezialisten Holger Czukay.
Auch „Easy go“ klingt anonym und zumindest auf der Vorabcassette unerwartet mulschig. Trotz witziger Breaks kein Knüller. Tanzbar auf ein Baß-Riff gebaut: „Name The Cats“ – eine hübsch pubertäre Verruchtheit.
Mit „Beat Of 2“ ist Ralph Hertwig, Thomas Fehlmann und Moritz von Oswald ein originelles (weil vollkommen unpersönliches) Liebeslied gelungen. Musikalisch überzeugend scheinen mir aber nur die pompösen Seitensprünge dieser Produktion. Hollywood hat nicht nur beim Fanfaren-Intro zu „3 Young Men“ Pate gestanden. Auch mit der Ballade „Whats The Time“ geht John Baker in die Vollen, läßt symphonisch wilde Erregung in satten Wohlklang umschlagen. „Quiet Village“ bricht hart los und besticht auch sonst durch unerwartete Arrangement-Tricks.
All das versöhnt zwar mit mancher profilarmen Discofunk-Durststrecke dieser LP. Insgesamt aber gibt es zur Begeisterung kaum Anlaß.
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