Pale :: Brother. Sister. Bores! Grand Hotel Van Cleef/Indigo

Es ein paar gibt Dinge, die darf man einfach nicht tun. Etwa Zinedine Zidane beschimpfen, Salat bei McDonald’s bestellen oder Platten vom Grand Hotel van Cleef verreißen. Die heilige Kuh der deutschen Kleinlabels, die uns Tomte. Kettcar, Olli Schulz und der Hund Marie & Co. beschert, sich mit Pale aber leicht vergaloppiert. Nicht, weil das Quintett aus Aachen schlecht wäre, sondern weil Label-Chef Thees Uhlmann übers Ziel hinausschießt, wenn er ihr viertes Werk als „die hittigste Platte seit Labelgründung“ bezeichnet. Schließlich sind die Gebrüder Kochs und ihre fußballbegeisterten Mitstreiter schon seit über 13 Jahren aktiv, haben bislang nicht mehr als Achtungserfolge erzielt und kommen auch mit brother. sister. bores!, das sie selbstbewusst als ihr „Beat Manifesto“ bezeichnen, locker ein bis zwei Jahre zu spät. Ganz einfach, weil der von Gang Of Four. XTC und The Opposition geprägte Sound längst wieder Schnee von gestern ist. Kollegen wie die Kaiser Chiefs, The Bravery und The Departure haben ihn bereits bis auf die Knochen abgenagt, einem jungen, hüpffreudigen Publikum vermittelt und für nette nostalgische Momente bei allen Thirty- und Fourtysomethings gesorgt. Zu denen gehören auch Pale, die sich vorwerfen lassen müssen, einfach zu spät auf den Trendzug aufzuspringen – selbst wenn sie ihre Sache musikalisch ziemlich gut machen. Mit dichtem, dynamischem New-Wave-Rock, der von einem kantigen Bass, einem verträumten Große-Jungen-Gesang, sphärischen Klanglandschaften und einem ambitionierten Instrumentarium aus Bläsern. Streichern und Klavier lebt. Dabei sind die meisten Songs auf brother. sister. bores! fast schon zu schüchtern, um richtig großer Pop zu sein. „A Clash At The Nightclub“ glänzt durch mehrstimmigen Harmonie-Gesang, „Keep On. Bad Bird“ durch seinen eingängigen Refrain, und „Sister You Are About To Break Out durch seine getragene Melancholie. Aber richtig packend und zwingend wird es erst mit dem souligen „I Am Sorry (You Are Not]“, das sich von der verhaltenen Ballade zum großen, euphorischen Pathos mausert. Oder „Gal. Why Don t You Adore Me?“, das vom Leisetreter zur großen Hymne mutiert. Das sind die Momente, da Pale aus sich herausgehen beziehungsweise genauso überzeugend spielen wie die Alemania im Aufstiegskampf. Und am Schluss, wenn man nicht mehr damit rechnet, wird in „(Look. They Call You) Believer“ sogar richtig gerockt. Wie gesagt: gute Platte, aber zu spät. VÖ: 1.9.

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