Panic! At The Disco – A Fever You Can’t Sweat Out
Nach dem Hype um die Killers hätte es eigentlich eine wahre Flut von neuen, coolen Hipstern aus Las Vegas geben müssen. Statt dessen: gar nichts! Oder besser: fast gar nichts. Denn die einzigen potentiellen Kandidaten, Panic! At The Disco, wurden dem hiesigen Publikum erst einmal vorenthalten. Dabei ist ihr Debüt in den USA schon im September 2005 erschienen – und hat dort für einige Furore gesorgt. Mit einer Reihe von Titelbildern, auf denen die vier Grünschnäbel in schicken Designerklamotten, mit denkwürdig schlechten Frisuren und wahnwitzigen Posen glänzen. Ähnlich schräg gestaltet sich auch die Musik der Twentysomethings, die ausgerechnet Fleetwood Mac und die Counting Crows zu ihren Vorbildern zählen. Da legen sie im Stile Hunderter von Emo/Posthardcore-Combos los, nur um dann mit einem abrupten Break, einer irrwitzigen Tempo-Verschleppung und dem Einsatz von Synthie-Beats (!) aufzuwarten. Wohlgemerkt: alles im ersten Song, der den zeilenfüllenden Titel „The Only Difference Between Martyrdom And Suicide Is Press Coverage“ trägt. Und damit ein für alle Mal klar macht: Normal ist hier gar nichts. Typisch auch nicht. Und vorhersehbar schon gar nicht. Das setzt sich fort mit weiteren Zungenbrechern wie „Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off“ (!) oder „There’s A Good Reason These Tables Are Numbered Honey, You Just Haven’t Thought Of II Yet“ (!!) und gipfelt in immer neuen, wundersamen Stilbrüchen. Etwa der fetten Beatbox und dem mehrstimmigen Harmonie-Gesang, die mitten in „London Beckoned Songs About Money Written By Machines“ auftauchen, oder – nach einer sphärischen „Intermission“ – der vollständigen Metamorphose des Tonträgers in eine Vaudeville-Hommage. Denn ab dem neunten Song wechseln Panic! At The Disco abrupt das Genre, stellen ihren Emo-Sounds Streicher, Klavier, Glockenspiel und Akkordeon gegenüber und klingen wie eine Hardcore-Version von Silverchair in Neon Ballroom. Abenteuerlich? Klar! Durchgeknallt? Und wie! Aber: Diese Jungs probieren endlich etwas Neues. Allein dafür verdienen sie Respekt.
www.panicatthedisco.com
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