Paradise Lost – Draconlan Times

Das Leben ist grausam und schrecklich gemein. Wer solches singt, wird verdächtigt, ein Prinzen-Fan zu sein. Wer jedoch danach musiziert, genießt größtes Ansehen. Zumindest in Headbangerkreisen. Und damit bei jenen Freunden kantiger Klänge, die Aerosmith und Konsorten für windige Weicheier halten. Merke: Der wahre Metaller findet das Leben zum Kotzen und klingt deshalb auch so — Frust statt Lust, kalte Aggression statt warmer Worte. Da ist es kein Wunder, daß auch die DRACONIAN TIMES, nach LOST PARADISE, GOTHIC, SHA-DES OF GOD und ICON das fünfte Album von Paradise Lost, wieder viele Käufer findet. Schließlich suhlen die fünf Engländer sich in „dem Gefühl, absolut angepißt zu sein vom Leben“. Zu vollfetten, eher in Moll gehaltenen Gitarren würgt Shouter Nick Holmes die ganze Trostlosigkeit des Daseins aus sich heraus. Allenfalls das Gesicht einer Frau und der Traum von einer besseren Welt können ihn noch zeitweise von Tristesse, Wut und mentaler Mühsal befreien. Trotzdem heben Paradise Lost sich deutlich vom Gros der musikalischen Metallarbeiter ab. Bei aller Härte ist ihr Lärm meist melodisch, bei aller Kraft klingen ihre rhythmischen Strukturen oft kunstvoll. Statt ständig voll auf die Zwölf zu dreschen setzen die Engländer, die sich nach einem Poem ihres verblichenen Landsmannes lohn Milton benannt haben, auf handwerkliche Fähigkeiten und kompositorische Kreativität. Das Ergebnis klingt mal monumental und hymnisch, mal wie eine Mischung aus Metal und altmodischem Hardrock. Im Headbanger-Lager wird der Sound von Paradise Lost gern als perfekte Synthese aus Metal und Gothic Rock gewürdigt. Sei’s drum. Hörenswert ist die wuchtige Musik des Fünfers von der Insel auf alle Fälle.