Parker Paul – Lemon-Lime Room
Billy Joel mit Punkrock-Vergangenheit? Ben Folds minus Backingband? Oder Harry Nilsson in seiner Hochphase Anfang der 70er Jahre und ohne Orchester? Suchen Sie sich ihre Variante aus, und dann gehen Sie in einen Plattenladen und fragen sie nach Parker Paul und dessen Solo-Debüt LEMON-LIME ROOM. Es ist eins dieser Songwriteralben, das trübe Tage zu besseren Tagen macht, das wieder und wieder gehört werden will, das mit all seinem unfertigen Charme die Bezeichnung „Rohdiamant“ vollauf verdient, das sich auch mal gefährlich weit aus dem Fenster lehnt und hyperventiliert. Es ist ein Album, das humorvoll und sentimental zugleich ist, das bestens unterhält und doch einige versteckte Weisheiten bereithält. Wer ist dieser Mann? Viel ist nicht bekannt. Er kommt aus Virginia, spielte dort in Untergrund-Rockbands, war zwischenzeitlich mal Keyboarder der Indie-Helden Royal Trux und fährt mit einem kleinen, blauen Pacer von Auftritt zu Auftritt. Nur er und sein Piano. In der Tradition der klassischen Vaudeville-Performer lässt er sich von den Absurditäten des alltäglichen Lebens inspirieren, was auch schon mal in einer herzergreifenden Liebeserklärung an Zitronengras enden kann. Seine Stimme kommt in den lauten Passagen manchmal gefährlich nahe an den Rand des Überschlags, aber das verstärkt eher noch den Hörgenuss, denn hier macht es sich einer nicht leicht, sondern traut sich vielmehr an eine Vortragsart, bei der es kein Versteckspiel gibt. Weitersagen und hören.
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