Pat Thomas – Valium

„Rock n’Roll animal screaming for glory, some kind of love is hunky dory“ (aus dem Song „1972“). Pat Thomas stiefelt auf seinem neuen Album tief, tief hinein in die 70er Jahre. Sowohl lyrisch als auch musikalisch.Thomas nimmt Abschied. Abschied von der Gegenwart, Abschied von seiner Frau Katharine, die ihn nach sechs Jahren Ehe verlassen hat – eine Tragödie, die Thomas zwischenzeitlich in eine tiefe Valium-Depression geführt hat. Der Heyday-Labelchef und Promoter des San-Francisco-Neo-Folk stürzte von einem Tag auf den anderen ins Studio. Unterstützt wurde er dabei von Gastmusikern von Fuck, X-Tal, Slovenly, Eugene Chadbourne und Quintus Kannegießer. Wer erwartet hätte, dieser Mann gieße nun all seine Verzweiflung, Wut und Angst in sprödes Folk-Blei, liegt falsch. Bei den Aufnahmen entstanden Songs, die sich wie böse wuchernde Geschwüre um Grundthemen schrauben, harsche Blues-Dekonstruktionen („You Treat Me Like Dirt“) und düster meditative Rock-Instrumentals, auf denen Co-Autor Erik Pearson mit einer „Snake Guitar“ im Stile Robert Fripps Fährten in die Steinzeit der Klangmanipulation legt. VALIUM ist ein höchst disparates Album geworden, das Grundstimmungen zwischen Doors („Riders On The Storm“),Jazz, Noise-Rock und kruden Synthie-Sounds schmerzhaft auslotet. Eine gute Verzweiflungstat.