Patti Smith – Easter

Mit Patti Smith zweiter LP „Radio Ethiopia“ konnte ich nach dem exzellenten „Horses“-Album nie vielanfangen. „Easter“ nun liegt meiner Meinung nach genau dazwischen. Da ist, wie auch live, eine gehörige Portion mehr Musikalität zu spüren, was mich nicht stört; etwa auf dem Ohrwurm „Because The Night“, mit Bruce Springsteen zusammen komponiert, ein wirklich ausdrucksstarker Song der siebziger Jahre.

Bei „We Three“ und dem gepreßten Profi-Gesang spürt man andererseits stärker denn je die durchaus negativ gefärbten, schwarz – magischen Untertöne; ähnliches gilt für die religiöse Ritualmonotonie von „Ghost Dance“, die häufig auftauchende spröde, todesschwangere, düstere Stimmung oder die zerstörerische New York-Hysterie von „Rock’n’Roll Nigger“ und „High On Rebellion“. Zu viel Pseudoreligiosität und unausgegorener Literaturkitsch wie in „Babelogue“ und „Easter“ allerdings nervt: Dies ist wohl die bislang differenzierteste, aber auch widersprüchlichste Patti Smith – Platte; ein zelebriertes Punk-Osteroratorium, das ich nicht unbedingt in einem Stück hören kann, aber durchaus hin und wieder schätze. „Easter“ scheint auch einen Umbruch, eine Veränderung der Smith-Musik anzukündigen. Warten wir ab, was daraus werden wird. Die Fans werden „Easter“ allemal haben wollen, Anfänger sind mit „Horses“ besser bedient. Und nur wegen „Because The Night“ gibt es einen vierten Punkt!