Paul McCartney – Back In The U.S. DVD
Ein Paul McCartney kleckert nicht, er klotzt. Drei Stunden Spielzeit. Konzertmitschnitte der letzten US-Tour ohne Ende. Interviews, Soundchecks und Backstage-Sze-nen. Prominente Fans wie Sylvester Stallone und Brian Wilson, die Maccas Show loben. Nicht prominente Fans zwischen Ausgelassenheit, Hysterie und Rührung. Ein TV-Auftritt beim US-Harald-Schmidt Jay Leno, dem Schmidt übrigens das vorteilhaftere Kinn voraus hat. Und immer wieder sieht man eines: Pauls nach oben gereckten Daumen, eine inflationär dargebotene Geste, die sogar das DVD-Cover ziert. Paul liebt alle, alle lieben Paul. Wie er sein Best-Of-Programm aus Beatles-, Solo- und Wings-Material präsentiert, ist allerdings auch wirklich angenehm. Vor allem, weil er nicht jenen Fehler begeht, der die Shows ergrauter Rock-Helden oftmals zu Zirkusnummern degradiert: Anders als beispielsweise bei den Stones bevölkern keine fünf Background-Sängerinnen, Tour-Keyboarder, Bläsersektionen und Percussionisten die Bühne, McCartney lasst sich von vier Musikern begleiten, das war’s. Dafür kommen die Songs pointiert, kraftvoll und ohne Ballast daher, manche gar in selten gehörten Unplugged-Versionen – nachzuhören auch auf der ebenfalls erhältlichen Doppel-CD Back In The World. Natürlich gibt es ein Pflichtprogramm aus „Yesterday“, „Let It Be“ und „Band On The Run“, doch immerhin hält McCartney auch ein paar Überraschungen bereit: „We Can Work It Out“, solo und ohne Strom, das live bislang ungehörte „Getting Better“ oder George Harrisons „Something“, ebenfalls solo und mit einer Ukulele untermalt. Allerdings weht ein Hauch von Anbiederung durch die Konzerthalle – zumindest aus europäischer Sicht -, wenn ein patriotisches Publikum mit Stars-and-Stripes-Winkelementen wedelt, während Macca die angloamerikanische „Special relationship“ mit dem Song „Freedom“ bekräftigt. Würde Lennon noch leben, er hätte ob so viel staatstragender Gefühlsduselei wahrscheinlich seine Brille verspeist. Sei’s drum. Man verzeiht dem Paul ja ohnehin fast alles. Denn: Der Mann war einst ein Beatle. www.paulmccartney.com
Mehr News und Stories