Paul Westerberg – Suicaine Gratification
Einer, der einst einen Song „Alex Chilton“, eine Platte PLEASED TO MEET ME und sich selbst einen Baumliebhaber und romantischen Lügner nannte, kann kein schlechter Mensch sein. Paul Westerberg, vor Jahr und Tag treibende Kraft bei den Replacements, Minneapolis bestgehütetem Geheimnis, ist zurück, mit seinem dritten Soloalbum namens SUICAINE GRATIFICATION und-wie er es nennt – „fucked-upfolk music“. Was natürlich (siehe oben) allenfalls die halbe Wahrheit ist: Gewiß, es gibt eine Reihe karger Akustikgitarren-Trips („It’s A Wonderful Lie“, „Actor In The Street“), die höchstens von Vic Chesnutt zu toppen wären. Doch daneben werden veritable Americana-Hymnen („Lookin‘ Out Forever“, „Final Hurrah“), schmerzerfüllte Piano-Elegien („Self-Defense“, „Bookmark“), hinkende Midtempo-Rocker („Best Thing That Never Happened“) oder purer Pop („Whatever Makes You Happy“) geboten, ertönen sinnliche Celli, verhallte Posaunen oder ein knapp an der Hörgrenze taumelndes Akkordeon. Mit dem ramonesken „18 Songs in 30 Minuten“-Ungestüm des Replacements-Debüts SORRY MA, FORGOT TO TAKE OUT THE TRASH hat das natürlich nichts zu tun. Statt dessen sprechen wir von wunderbar reifer Musik mit süßem Biß und lässigem Gestus, subtil produziert von Don Was. Wozu drumherumreden? Pleased to meet you, Mr. Westerberg.
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