Paula Cole – Amen

Paula Cole, so scheint s, will Geld verdienen. Durch den Erfolg ihres Vorgängeralbums THIS FIRE ist sie vermutlich auf den Geschmack von hohen Charts-Plazierungen und Hit-Singles gekommen. So kommt es, daß ihr drittes Werk AMEN mit der Soul-Nummer „I Believe In Love“ beginnt, die fast schon aus dem Hause Lionel Richie und Co. stammen könnte.Tadellos eingängige Phillysound-Ware. Aber das ist nicht die Art Musik, für die man die ehemalige Bühnenpartnerin von Peter Gabriel eigentlich liebt und auf sie aufmerksam geworden ist. Doch Geduld: Schon der nachfolgende Titeltrack „Amen“ und der Song „Pearl“ zeigen wieder all die pfiffigen Pop-Eigenheiten, die schon Paula Coles Debütalbum HARBINGER weit aus dem Durchschnitt heraushoben: angenehm verwinkelte Arrangements, flirrende Schwebe-Sounds und ihre markante Stimme. Die hat übrigens an Lässigkeit gewonnen: Während die Amerikanerin früher oft am Rande der Leistungsfähigkeit sang, besucht sie nun auch in spielerischem Gestus tiefe Lagen oder experimentiert mit lässigen Falsettönen.Und immer wieder dringt Paula Coles neue Liebe durch: der Black Soul. In „Rhythm Of Life“ wagt sie zur Beatbox-Rhythmik sogar ein paar dezente Rap-Kaskaden. Damit gelingt Paula Cole der Brückenschlag, den andere Sangeskünstler nie auf die Reihe kriegen werden: der Spagat zwischen einschmeichelnd-modernistischen Soul-Häppchen und liebenswerter Pop-Kunst ä la Peter Gabriel, The Boomers und Konsorten.