Pearl Jam – Rearviewmirror

Ein Blick ins Online-Forum des MUSIKEXPRESS sollte als Stichprobe genügen: Pearl Jam polarisieren Menschen. Die einen widmen der Band aus Seattle eingehende Elogen, die anderen brauchen gerade mal drei Wörter, um Groll und Ekel festzumachen: „Der letzte Dreck!“ Dabei besteht durchaus auch Konsens zwischen den dort rege Disputierenden. Zum Beispiel darüber, dass mit Pearl Jam so einiges passiert ist in den letzten zehn Jahren. Optisch, ideologisch und eben vor allem musikalisch. Während sich TEN, das ’91er Debüt, einen Platz verdient hat unter den wichtigsten Platten der popkulturellen Kurz-Epoche mit dem sehr unschönen Namen Grunge. glich das jüngste Studioalbum riot act in seiner Ruhe und meist nur noch unterschwelligen Wut einem weisem Alterswerk. Die nicht zwangläufig künstlerischen, wohl aber kommerziellen Höhepunkte, sprich: Singles beider Alben, deckt die Best-Of-Compilation rearviewmirror Iquasi als Gegenstück zur Ende 2003 veröffentlichten B-Seiten-Sammlung LOST dogs) ebenso ab wie alles dazwischen: die frühe Loslösung von Grunge hin zum Alternative Rock („Go“, „Dissident“), die zuweilen etwas orientierungslose Spurensuche in Blues, Country und Folk auf VITALOGY und NO CODE, während der Pearl Jam -eigentlich paradox- zur vielleicht größten US-Band der neunziger Jahre aufstiegen, obwohl sie sich – noch paradoxer – den Medien konsequent verweigerten. Damals drohten Eddie Vedder und Gefährten gierigen Konzertveranstaltern damit, komplette Touren abzublasen, wenn diese vom Publikum zu hohe Eintrittsgelder verlangten. Heute veröffentlichen sie pünktlich zur Vorweihnachtszeit ein Greatest-Hits-Album. Weil sie ihren Fans ein Geschenk machen wollen, sagen die einen. Weil sie verdammt gut dran verdienen, sagen die anderen. Pearl Jam polarisieren.

www.pearljam.com