Pere Ubu – Apocalypse Now
1991 tourte das avantgardistische Ensemble mit den Pixies durch die USA. Den 7. Dezember nutzten Pere Ubu als freien Tag, um im Chicagoer Club Shuba’s ein Überraschungskonzert zu geben. Mitgeschnitten wurde das Ganze mit zwei Raummikrophonen und einem DAT-Rekorder. „Erwartet keine Rock-Show“, verrät David Thomas. „Ihr wart gewarnt, daß das ein sehr spezieller akustischer Abend wird.“ Mit akustischen Gitarren und einem verstimmten Piano geben sich die ansonsten so Dissonanzen-verliebten Musiker allerdings erstaunlich zahm. Freejazz oder Punk finden sich hier nur in winzigen Spuren; statt dessen kommt dieser außergewöhnliche Mitschnitt als gutgelaunte Mischung aus Blues, Folk und geradlinigem Rock daher. Zum Beispiel „Wine Dark Sparks“-diesen Song, den Pere Ubu „Van Dyke Parks, einem der drei größten Genies Amerikas“ widmen, strotzt schon fast vor melodischem Pop-Frohmut. Anti-Sänger David Thomas allerdings zieht in altgewohnter Manier vom Leder mit überkippender Stimme und eigenwilligen Lauten. Und bei „Non-Alignment Part“ – ist es dann soweit: Jim Jones gibt seiner Akustik-Klampfe die Fuzz-Sporen und reitet ein wildes Punk-Rennen. Ab diesem Zeitpunkt pulsiert das Adrenalin in den Adern der Band. Pere Ubu halten nun das Level und hacken mit wilden Rock-Gebärden in ihre Saiten – sie können eben doch nicht aus ihrer Haut. Bemerkenswert ist dieser derart ungeschminkte Mitschnitt schon allein deswegen, weil die Kuitband sonst meist die direkte Auseinandersetzung mit dem Publikum scheut.
Mehr News und Stories