Pet Shop Boys – Performance DVD

Irgendwas muss am britischen Schulsystem oberfaul sein. Würden sich sonst ganze Generationen von Künstlern so intensiv damit auseinandersetzen und epische Werke kreieren, die allesamt in aufwändige Bühnenspektakel münden? Ob schoolboys in disgrace von den Kinks, the wall von Pink Floyd oder auch PERFORMANCE von den noch immer allseits beliebten Pet Shop Boys. In dem von Opernregisseur David Alden inszenierten und von Designer David Fielding ausgestatteten Musiktheater sind die beiden Initiatoren und Hauptdarsteller, Neil Tennant und Chris Löwe, zwar nur in den ersten 5zenen in schmucken Schutuniformen zu sehen dafür finden sich, ohne rechten roten Faden aneinander gereiht, die psychologischen Auswüchse der staatlichen Lerntretmühle in Form sämtlicher gängiger Klischees des Homo Britannicus wie Cricket, Bowlerhut. Regenschirm, Gummi- und Lederretischismus. Erste Gespräche über das opulente, mitunter etwas konfus geratene Projekt fanden schon Mitte der achtziger Jahre statt, als die ambitionierten Protagonisten im Karrierezenit meinten, etwas ähnlich Gigantomanisches auf die Beine stellen zu müssen wie David Bowies DIAMOND DOGS oder Grace Jones‚ ONE MAN SHOW. Doch anstatt ein eigenständiges Werk zu kreieren, wählte das Duo für seine Disco-Oper Ohrwurmhaftes wie „It’s A Sin“, „Losing My Mind“, „What Have I DoneToDeserveThis?“,“l’m NotScared“, „Suburbia‘. „Opportunities (Let’s Make Lots Of Moneyl“. „Rent“. „West End Girls“ und „Always On My Mind“ aus seinem endlosen Hitreigen, programmierte geschwind noch zwei, drei neue Melodien – und fertig war die Broadway-Kopie im Westentaschenformat. Auf die Bretter dieser Welt kam die mit immens vielen Kulissen- und Kostümwechseln geplagte, mit riesiger Tänzerschar, Sängern und Rappern bestückte Show dennoch erst 1991. hauptsächlich wegen finanzieller Engpässe. Dafür gingen die Pet Shop Boys mit der kostspieligen Produktion dann mal eben monatelang auf Welttournee. Aufgezeichnet an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Birmingham, kam der mitunter kitschige Schabernack noch im gleichen Jahr als VHS auf den Markt. Dreizehn Jahre später liegen die seltsamen Fantasien von Tennant und Löwe nun auch digital und visuell optimiert vor. Doch selbst mit DTS Digital 5.1, 200/, Dolby Stereo, Behind-The-Scenes-Impressionen und dem gesamten Probendurchlauf mit optionalen Untertiteln bleiben die 239 Minuten Spielzeit – trotz brillanter Musik – überweite Strecken enervierend ereignislos.