Pet Shop Boys – Please; Pet Shop Boys – Actually; Pet Shop Boys – Introspective; Pet Shop Boys – Behaviour; Pet Shop Boys – Very; Pet Shop Boys – Bilingual; :: Pop

Im Team seit zwei Dekaden, Hitlieferanten seit mehr als 15 Jahren- Neil Tennant und Chris Lowe behandelten ihre in der Post-Disco-Ära Mitte der achtziger Jahre begonnene Karriere bis auf den heutigen Tag mit typisch englischem Understatement und satirischem Amüsement. Mit wohl kalkuliert stilisiertem, von den Sparks abgeschautem Image und Konzept entwickelten sie sich unter dem Namen Pet Shop Boys zu detailfreudigen Chronisten des Banalen. Obwohl nicht unbedingt die Experimentierfreudigsten ihrer Generation, sprangen die cleveren Engländer früh genug auf im Abfahren begriffene Dance- bzw. Pop-Trendzüge – bei nicht ganz so genauem Hinhören gingen dann ihre mitunter pastoralen Suiten auch noch als Pioniertaten durch. Die mitunter saftigen Dancebeats zogen vor allem eine auf Lebenszeit treue Gayklientel an. Digital aufgefrischt, mit jeweils einem üppig bestückten zweiten Bonus-Silberling (u.a. Single-Edits, Maxi-Mixe, B-Seiten, Outtakes, gestrichene Vinylausgaben) und dicken Booklets im Pappschuber versehen, liegen die ersten sechs Alben (ohne das ’99er Comeback-Spätwerk Nightlife) in einer vorbildlichen Neuedition vor. Das Debütwerk Please, 3 Sterne, enthält das muskalische Manifest der PSB in archaisch-rauer Form: Das Einzige, was man den

kraftvollen Disco-Pop-Evergreens mit süperben Parodien und Wortspielereien auf Thatcher-England („Opportunities“, „Suburbia“, „Violence“) und dem Nummer 1-Renner „West End Girls“ ankreiden kann, ist, dass der harte Eighties-Sound mit pompösen Elektro-Drums nicht gerade in Würde gealtert ist. Dieses Problem löst sich mit dem im Klangbild wesentlich subtileren Nachfolger Actually, 4 Sterne, Mit noch pointierteren Inhalten gelingen kleine Meisterwerke wie die Anti-Homophobie-Hymne „It’s A Sin“, das zynische „Rent“, die Anti-Thatcher-Ode „Shopping“ und die genialen Pop-Elaborate „Heart“ und „What Have I Done To Deserve This?“ (im Duett mit Dusty Springfield). Unter dem ausgezeichneten Bonusmaterial finden sich gleich drei Versionen vom Willie Nelson/Elvis Presley-Cover „Always On My Mind“. Der dritte Streich, das zum Teil von Trevor Hörn produzierte Introspective, 4 Sterne, (’88), schlägt ein neues Kapitel auf: Ein noch komplexeres Klangspektrum, grandiose Streicher und beseeltes Latino-Melodram kennzeichnen sechs überlange Stücke: Der Hedonismus von „Left To My Own Devices“ trifft auf traumhaften Italo-House („It’s Alright“) trifft auf hypnotische Chartrenner wie,.Domino Dancing“. Zwei Jahre später schaffen Tennant und Löwe auch noch die Hürde vom Hit-orientierten Singles-Ensemble zu anerkannten Alben-Künstlern: Stille Eleganz und latente Melancholie gehen bei dem zehn Tracks starken Behaviour, 5 Sterne, Hand in Hand-vom magischen Opener“Being Boring“ über das messerscharfe „So Hard“ und dem Tongue-In-Cheek-Humor von „How Can You Expect To Be Taken Seriously?“ bis hin zur epischen Elegie von Jealousy“. Völlig gleichwertig: die Bonus-CD mit starken B-Seiten wie „Bet She’s Not Your Girlfriend“, „Miserablism“ und dem U2/Boystown Gang-Medley „Where The Streets Have No Name/ Can’t Take My Eyes Off You“. Noch besser geriet das ’93er Very, 5 Sterne, thematisch das Dauermedienereignis Lady Di, den Fall des Kommunismus und die Gay-Ikonen Village People verarbeitend. Der Hitreigen der Pet Shop Boys, der seit Ende der Achtziger im Austrocknen begriffen war, erfuhr eine Renaissance in Form des hymnischen „Go West“. Von nicht minderem Interesse dürften das TV-Thema „Absolutely Fabulous“ sowie die Demos von „Confidential“ (für Tina Turner) und „Falling“ (für Kylie Minogue) sein. Relativ unbeachtet blieb hingegen das drei Jahre später veröffentlichte Bilingual, 4 Sterne, Subtile Latin-Percussions, süffisante Inhalte und relativ verhaltene Harmonien garantieren ein nicht gerade leicht zugängliches Hörerlebnis. Lowes und Tennants Midlife-Crisis scheint sich wie ein roter Faden durch sämtliche zwölf Songs zu ziehen. Für Pet Shop Boys-Fans sind feine Tracks wie „Discoteca“, „Single“, „Se A Vida E“, „To Step Aside“ und die 70’s Disco-Hommage „Saturday Night Forever“ ein absolutes Muss.

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