Peter Wolf – Long Line

Lange Zeit war es ruhig um die ehemalige Stimme der ruhmreichen J. Geils Band. Der exzentrische Sänger beschäftigte sich im heimischen Boston mit seiner zweiten großen Leidenschaft, der Malerei. Pünktlich zum 50. Geburtstag taucht er jetzt wieder auf – und demonstriert mit LONG LINE die Wandlung vom ehemaligen Enfant Terrible zum Eider Statesman. Der Opener, gleichzeitig Titeltrack, türmt sich innerhalb von drei Minuten zum orgiastischen Rocker mit unwiderstehlichem Chorus. Danach Groove pur (‚Romeo Is Dead‘) mit kochender Harp und Hammondorgel. Hier und da nachdenkliche und zerbrechliche Balladen (‚Goodbye‘) und dann und wann eine massive Gitarrenwand (‚Sky High‘, ‚BreakThis Chain‘). Soweit eigentlich nichts besonderes, guter Mainstream-Durchschnitt eben – wäre da nicht diese Stimme. Der Mann ist immer noch einer der besten weißen R’n’B-Shouter der Szene, der mit seinem rostigen Organ den Rotzlöffel genauso souverän und leidenschaftlich rüberbringt wie den schmachtenden Lover oder den verzweifelten Dauer-Loser. Die richtige Platte für alle, denen Adams, Turner, Seger und wie sie alle heißen, zu glatt und konfektioniert geworden sind, die aber gegen Produktionen im 16:9-Format nichts einzuwenden haben.