Phantom Ghost

Three

VÖ: 28.4.

Geister- und kaum weniger flüchtige Kunstlieder, in die sich der Pop verirrt, weil es gar so süß duftet - der Herbst, die Nacht, der Tod duften so.

Ich – Respekt sei hier vielleicht nur ein Einstecktüchlein, das stopf ich mir in die Hemdtasche, bis nur noch ein Zipfel heraushängt stelle mir eine wunderbar eigentümliche Bühne für diese Musik vor. Sie geht 50: Dirk von Lowtzow und Thies Mynther, Halbbrüder, sind nur zum kleinen Teil zusammen aufgewachsen in diesem Haus mit Flügeln dran. Die Eltern: Landadel. Gestüt. Personal. Pachtverträge mit langen Laufzeiten. Sowas. Und da stehen nun also die beiden jungen Herren, innerhalb dieser Mauern immer noch sehr viel mehr Söhne als Männer, und konzertieren im dezent erweiterten Familienkreis. Dieser Abend ist besonders: Die beiden singen und spielen [vor allem auf Klavier und Gitarre] nicht Schubert, gehobene Volksweisen oder aus Schottland importierte Internatslieder [obwohl deren Echo durch die Musik schimmert wie durch feines Pergamentl, sondern selbstkomponierte Stücke. Formal oft fragmentarisch, gerne beschränkt auf Motive von erheblicher bis zuweilen fast beschwerlicher Lieblichkeit, atmen diese Lieder tief und schwer, ertragen sie doch das Gewicht des Schmachtens und Seufzens jener tragischen und dramatischen Gestalten, die zwischen Tagtraum, Tagebuch und dem Studium von mindestens sagenhafter Literatur der beiden zu fixen Ideen, unablässigerer Flüsterei, Ahnungen mit Hand und Fuß geworden sind. So handeln die Lieder also von Geistern und sind selbst welche. Gehen nicht mehr weg und kommen doch auch nicht bis her zu uns. Süß duftet die Fäulnis des nahen Waldes, irgendwas knistert immer, schwirrt und summt und lädt sich nur immer weiter statisch auf. Die Familie indes: sitzt da auf dicken Polstern und weiß sich nicht zu helfen. Zum Staunen und Schweigen verdammt. Verdutzt. Verhaftet. Du Geist, ich Geist, wir Geist. [Am nächsten Tag wird Dirks jüngere Schwester ihn damit aufzuziehen versuchen, daß sein gesanglicher Vortrag doch ein wenig Stock, sein Schulenglisch steif gewesen sei. Und Dirk wird bei sich denken: Was weißt du schon?]

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