Pharrell – In My Mind :: Reaktion statt Aktion
Extrovertiert war er schon immer. Während sich Neptunes-Partner Chad Hugo am liebsten im Studio vergräbt und sonst das Familienleben bevorzugt, zeigt sich Pharrell Williams gerne in dey Öffentlichkeit und kostet seinen Ruf als Produzentenpapst des 21. Jahrhunderts im gleißenden Rampenlicht aus. Dafür reichen ihm die gelegentlichen Auftritte von N.E.R.D. offenkundig nicht mehr. Ein Soloalbum mußte es sein. Pech für ihn: Nach seinen jüngsten Glanzleistungen als Produzent von Snoop Dogg und Owen Stefani erwartet man nun nicht weniger als a bigger bang von ihm. Am besten gleich ein Feuerwerk der Funk-Festivitäten, mit dem er die Genres HipHop und R’n’B mit innovativer Energie in die Zukunft beamt. Mit der Single „Can I Have It Like That“ ist er schon einmal auf Kurs. Der Groove ist ähnlich raffiniert wie in „Drop It Like It s Hot und macht mit Gwen Stefanis Stimme Appetit auf mehr. Weitere neun Songs, Medienschaffenden im Rahmen einer eigens angesetzten Anhörveranstaltung zur Kenntnis gebracht, lassen indes Zweifel aufkommen, ob dieses Material wirklich detonieren kann. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, Pharrell Williams reagiere nur noch. Das gilt besonders für den Song „Mamacita“, mit dem er sich an der Seite von Daddy Yankee den momentanen Reggaeton-Hype zu eigen macht. „I Really Like You Girl“ verläuft im stilistischen Fahrwasser von Justin Timberlake. Einflüsse von Curtis Mayfield („Angel“) und Stevie Wonder („You Can Do It Too“) sind nicht zu überhören und sorgen nicht weiter für Aufregung. Wesentlich gelungener ist der bei Prince ausgeborgte Ansatz in „Baby“, wo Pharrell Williams mächtig auf Macho macht und die Angewohnheit von Männern, Frauen mit Blicken zu verschlingen, recht unterhaltsam als „eye fucking“ bezeichnet. A bigger bang? Danach sieht es insgesamt nicht aus. Eher hat man den Verdacht, daß Pharrell ohne Mitwirkung von Chad Hugo nicht jene genialische Munition auf Lager hat, die man von ihm gewohnt ist.
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