Philip Cohran And The Artistic Heritage Ensembe – On the Beach. The Malcolm X Memorial

Selbst in gewöhnlich überinformierten Jazz-Kreisen hat Phil Cohran ein paar Dekaden lang den Geheimstatus kaum überwinden können. Erklären mag man sich das nicht, mit den jetzt vorliegenden drei Alben nämlich nimmt der 1927 in Mississippi geborene Komponist, Cornettist und Frankiphone-Spieler einen Platz im Pantheon des afro-amerikanisch geprägten Jazz der 60er und 70er ein. Anfang der 60er spielte Cohran auf ein paar Tracks des Sun Ra Arkestra Trompete. Mitte der Sixties begann er mit der Formierung eines eigenen Ensembles, das sich aufmachte. Soul, Jazz und Beat in einem grandiosen perkussiven Akt zu transzendieren, auf der Höhe derzeit, aber schon mit einem Auge diese überwindend, ein Vorbote dessen, was später unter dem Begriff Afro-Jazz Gestalt annehmen sollte. Die damals auf Cohrans Zulu-Label veröffentlichte Singles-Kollektion 5,5 ist die beste Einstiegsdroge in die durchseelten Soundwelten. In dieser komprimierten Form werden die länglichen Songs zu einer Art Dancefloor-Funk, der auf den Klängen des von Cohran selbst gebauten Daumenklaviers (Frankiphone) ekstatisch wogt, angeschoben von Bläsern und versetzten Gesängen. Cohran erklärte seine Bigband gerne zur Schule des Afro-Jazz: In „The African Look“ und „Black Beauty“ erinnerte der Bandleader die Black Sisters an ihre kulturellen Ursprünge-verratet eure Schönheitsideale nicht an den europäischen Geschmack! On the beach 5 ist der Cohran-Klassiker,in der Neuauflage um die 14-minütige Live-Version seines bekanntesten Tracks „Unity“ erweitert. Die Einswerdung mit der großen Idee Groove. The Malcolm X Memorial 4,5 wurde live aufgezeichnet, 1968 im Afro-Arts Theatre in Chicago: ein vierteiliges Erziehungsstück unter dem Stern von Malcolm X, „die vier Teile sind ein Modell für die vier Stadien, die die amerikanischen Schwarzen zu einer höheren Existenz durchlaufen“, war auf der Cover-Rückseite zu lesen. Die Vergleiche mit Sun Rahaben Cohran später zu einer Richtigstellung veranlasst. „I’m not a spaceman, I’m an earthman“. Damit meinte er das rhythmische Fundament, das Zentrum seines Sound-Universums. In den Sphären des Schamanen Cohran lernte der Soul aber fliegen.

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