Plastikman – Consumed
Consumed – verzehrt, verbraucht – fühlt sie sich so, die kanadische Techno-Legende, Richie Hawtin? Es wäre kein Wunder nach dem Mammut-Projekt des vorletzten Jahres: Unter dem Titel CONCEPT veröffentlichte Richie Hawtin 1996 jeden Monat eine Maxi-Single, naturgemäß beidseitig bespielt, so daß am Ende ein gewaltiges Gesamtkunstwerk stand mit einem minimalen Stimmungsbild zu jeder Stunde des Tages, von 01:00 Uhr bis 24.00 Uhr. Es kostete gewiß nicht wenig Mühe, das hohe Niveau der Veröffentlichungen konstant zu halten, zeitweise war Hawtin um einige Wochen im Verzug, doch letztendlich hat er es geschafft, der Reinhold Messner des Techno: Einsam und verbissen, aber weise und erhaben hatte er zwölf Achttausender in gut einem Jahr bezwungen. Mit der Zweitverwertung dieses Projekts auf CD ist das Kapitel nun abgeschlossen, es gilt, neue Eiswüsten zu erforschen. Auf seinem neuen, nur mit einem dicken, um 90° gedrehten „Minus“ und dem bekannten Plastikman-Charakter kenntlich gemachten Album bleibt Richie Hawtin seinem Metier grundsätzlich treu: Dunkle, karge Klänge formen aus scheinbaren Bruchstücken verzaubernde Kreationen. Die spröde Rhythmik ist einem pulsierenden Fluß gewichen, von durchgeschwitzten T-Shirts spricht hier keiner mehr. Aus den kalten Maschinen wispern und grummeln Geisterstimmen, Feengesänge flirren durch Nebelschwaden. Ohne Kommentare oder Hilfestellungen anzubieten,füllt Hawtin das Album mit Stimmungen und schafft es als einer der wenigen in der aktuellen Musikszene, abseits vom Tagesgeschehen, musikalische Visionen zu verwirklichen.
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