Pop & Kino

Seit der Geburt des Rock’n’Roll befruchtet die Popkultur Filme aller Genres und umgekehrt. Hin und wieder gehen aus der Symbiose Meilensteine hervor oder Ausgeburten des schlechten Geschmacks. Bestenfalls scheiden sich die Geister, denn: Je stärker ein Werk Publikum und Kritiker polarisiert, als desto richtungweisender gilt es im nachhinein. Heute ist die Verschmelzung von Pop und Kino so selbstverständlich, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Hier beschreiben 21 Autoren, größtenteils Filmwissenschaftler, Geschichte und Mechanismen derVerbindung zwischen Pop und Film. Einige der Essays sind erhellend, etwa Martin Lindwedels Analyse „Pop-Retro-Szenarien im Kino der Gegenwart“, die uns unter anderem mit „Boogie Nights“, „Velvet Goldmine“ und „Studio 54“ schöne Beispiele für die Verklärung der ohnehin mythenüberladenen 70er liefert, und Martin Büssers Artikel über Punk und seine Wirkung auf den Film, der zu Recht darauf hinweist, dass sich der Begriff Punk aufgrund seiner vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten nur bedingt für Kategorisierungen eignet. Manfred Ripes Beitrag über Richard Kerns Undergroundfilme liest sich etwas schwer, wo er die Mechanismen des Pornofilms beschreibt: Der Autor flüchtet sich in kryptische, gewollt wissenschaftlich wirkende Terminologie; schade. Schwerwiegende Fehler sucht der Cineast vergeblich, findet allenfalls ein paar „Unterlassungssünden“. So wird Stanley Kubricks Meisterwerk „A Clockwork Orange“ 1972) trotz seiner Wirkung auf die New-Wave-Ästhetik der folgenden Jahre in Robert Plafi‘ SF-Artikel nur am Rand erwähnt. Andererseits kann man darüber streiten, ob Bob Dylans Langweiler „Renaldo und Clara“ 1977 und Madonnas Machwerke wirklich so ausführliche Würdigung verdienen. Oder man blättert einfach weiter.