Pour un flirt – Chanson D’Amour – Von Xavier Giannoli, :: start: 18.1.
Französische Schlager sind nicht nur besser als deutsche Schlager, sie inspirieren auch die besseren Filme. „Ein in die jähre gekommener Sänger verliebt sich in eine jüngere Frau.“ So lautete die Inhaltsangabe, mit der Xavier Giannolis Regiedebüt im Wettbewerb von Cannes angekündigt war. Es war bis zu diesem Zeitpunkt ein an den Kräften zehrendes und nicht allzu berauschendes Festival gewesen. Am vorletzten Tag sollte man sich nun also in aller Früh aus dem Bett quälen, um diesen Film um 8 Uhr 30 in der Pressevorführung zu sehen. Am Vorabendwog man im Kollegenkreis das Für und Wider ab. Inhalt klang nach allem und nichts. Erstlingsregisseur. Depardieu und De France. Ehrlich: Man erwartete nichts Gutes. Klang alles zu abgeschmackt, zu gefällig, zu egal. Wer dennoch aufkreuzte am nächsten Morgen, verpennt, verkatert, dem gingen die Augen über. Zwei Minuten nach Filmbeginn, während Giannoli schlaglichtartig zu den Klängen des Evergreens „Pour un flirt“ Situationen aus einem Ballhaus zeigt, Instrumente, schwofende Paare, den Tingeltangel-Sänger nicht als Karikatur, sondern einen Mann, der liebt, was er da tut, zupfte mich der Kollege von Steadycam (sei hiermit als beste deutsche Filmzeitung all jenen empfohlen, denen im ME Festivalberichte und Filmhistorie fehlen) am Ärmel und nickte mir zu. Ich nickte zurück. Wir wussten: Das wird gut. Wir lagen trotzdem falsch: Es wurde immer besser. Die Hingabe Giannolis, einen Mann zu zeigen, dem seine kleine Welt genug ist, weil er Angst hat, er könnte in einer größeren versagen, wird hier nur übertroffen von Depardieu, der noch nie besser war. Subtil sind die Gesten, mit denen dieser gToße Klotz Fleisch seinen Schlagersänger trotz feister Sakkos und blonder Strähnchen zu einem komplexen, verletzlichen Menschen macht. Wie sich seine Beziehung mit einer jungen Immobilienmaklerin entwickelt, was sich ihnen in den Weg stellt, wie sie miteinander umgehen, das ist Kino, wie es besser nicht geht, immer begleitet von der Schlagermusik eines Michel Delpech („Pour un flirt“) und Serge Gainsbourg („L’anamour“). Dass diese mehr Tiefgang hat als vergleichbares deutsches Lalala, verleiht auch Giannolis Film zusätzliche Ecken und Kanten. Nach der wirklich wahnsinnig tollen letzten Szene singt Depardieu über den Abspann Delpechs „Quand j’etais chanteur“. In Cannes geschah dabei Unglaubliches: 2.000 Journalisten klatschten im Rhythmus mit. So toll kann Kino sein. start: 18.1. Mit Gerard Depardieu. Cecile de France u. a. >»fox.de/cinema/chanson_d_amour
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