Primal Scream – XTRMNTR
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CRCATION/f PI’oONY MUSIC Gleich zu Beginn steckt Bobby Gillespie die Fronten ab, wenn er skandiert: „You’ve got the money, l’ve got the soul“. You, das sind konservative Politiker, multinationale Konzerne, Kriegstreiber und andere Misanthropen. Aber nicht nur. Apathie seiner Mitmenschen ist Gillespie ebenso ein Dorn im Auge:“Everyone’s a prostitute, no civil disobedience“ – alle gehorchen und fressen ihr Leiden in sich hinein. Primal Scream hörbar nicht mehr. In „Accelerator“ brandet ohrenbetäubender Gitarren-Noise wie zu besten Jesus & Mary Chain-Zeiten auf. Wer diese Warnung immer noch nicht wahrhaben will, wird in „War Pigs“ endgültig eines Besseren belehrt. Ein treibender New Wave-Groove, circa „Love Song“ von den Simple Minds, greift dermaßen aufgedreht in schrilles Techno-Gepiepse, dass man sich richtig bedroht fühlt. Es ist noch nicht so lange her, da fand Gillespie die Musik von Primal Scream zu traditionell und phlegmatisch. Eine Heilkur war erforderlich, die diese hedonistische Band zunächst zu Bewusstsein kommen ließ. Geschockt von der Realität, wie sie wirklich ist, sprudelt der Punk-Spirit jetzt nur so aus Primal Scream heraus. Noch nie klang Bobby Gillespie so böse und wach wie in „Pills“, dem Song mit den meisten Schimpfwörtern des Jahres. Oder hat jemand erwartet, Primal Scream könnten knapp an Kakophonie vorbeirutschenden Free Jazz der siebziger Jahre als Deklaration der Entschlossenheit tarnen? Sicher, das letzte Album VANISHING POINT war ein deutlicher Fingerzeig in die rebellische Richtung. Jetzt aber ist die britische Band endgültig der Anarchie verfallen. Seit den achtziger Jahren, als Bands wie die Redskins auf der Musikbühne Politdemonstrationen abhielten, ist in Britanniens Popmusik nicht mehr so heftig gegen das System gewettert worden. Nur klingt es heute und bei Primal Scream moderner, vehementer,flexibler, substanzieller, reifer. Indes: Aufrührerische Botschaften allein sind noch nicht attraktiv und können ungehört verhallen, wenn die Musik nicht stimmt. Also haben Primal Scream eine ganze Reihe von Gastmusikern ins Studio geholt, die weiteren subversiven Drall erzeugen. Chemical Brothers, Dan The Automator, Jagz Kooner (Sabres Of Paradise.The Aloof), Kevin Shields (My Bloody Valentine) On-U-Sound-Magier Adrian Sherwood, David Holmes und andere tragen ihren Teil zu dieser aufgekratzten Techno-Hop-Dub-Punk-Jazz-Noise-Fusion bei. Erholungsmomente sind selten. Nur mit der besinnlichen Joy Division-Melancholie in „Keep Your Dreams“ kehrt so etwas wie Ruhe ein. Die Adressaten dieser Platte kann man nicht alle aufzählen. Zwei Eckpfeiler britischer Macht seien aber besonders hervorgehoben: „Insect Royalty“ hämmert den Bewohnern des Buckingham Palace mit unnachgiebigen HipHop-Beats unmissverständlich ein, dass der Protest gegen sie noch nicht zu Ende ist, sondern neu aufflammt. Auch Tony Blair muss höllisch aufpassen. Dem Premier droht Ungemach aus jener Pop-Szene, die er so gerne öffentlichkeitswirksam umwirbt. Diese eindrucksvolle Platte könnte der Vorbote größeren Ungemachs sein, das bis nach 10 Downing Street und auf die Regierungsbänke anderer Länder dringt. Pünktlich zum neuen Millennium haben Primal Scream einen Weckruf ausgestoßen. Die Revolution beginnt hier.Service EXPRESS NEUE PLATTEN, FILME & KONZERTE IM FEBRUAR
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