Punk in London –

Ein ausgesprochen informatives Zeitdokument und Milieubild liefert dieses Filmfeature aus dem Jahr 1977: Ein deutsches Team um den Regisseur Wolfgang Büld reiste damals nach London, um brandaktuell jene seltsamen, lärmenden Entwicklungen auszukundschaften, von denen man auf dem noch vergleichsweise friedlichen europäischen Festland erst vage Kunde erhalten hatte. Der Film profitiert heute vor allem von der unvoreingenommenen journalistischen Neugier Bülds, der nicht nur eine Vielzahl später berühmt gewordener (The Clash, Boomtown Rats, The Jam) Punkbands der ersten Stunde bei ihren Auftritten im Londoner Club-Circuit beobachtete, sondern Musiker, Clubbesitzer, Manager (u.a. den später durch Police reich gewordenen Miles Copeland), Fanzine-Schreiber und Indie-Plattenhändler die musikalischen, sozialen und politischen Hintergründe der Punk-Bewegung selbst erklären ließ. Dabei gibt’s manche kuriose Entdeckung zu machen, u.a. den späteren Dexy’s Midnight Runners-Gründer Kevin Rowland als Schmuddelpunk mit seiner Combo The Killjoys. Ton- und Bildqualität sind zwar, na sagen wir: punky, aber dos tut der Sache in diesem Fall keinen Abbruch. Für Leute, die Rockkultur wirklich ernst nehmen und ihre Geschichte auch vor den soziologischen Hintergründen begreifen wollen, eine unbedingte Empfehlung.