PVT :: Church With No Magic

Warp/Rough Trade

Von wegen Math-Rock: Wenn es denn unbedingt eine wissenschaftliche Zuschreibung hierfür braucht, dann bitte Physics-Rock!

Einfach den Schnabel halten und instrumentale Rockmusik spielen, was dann, weil diese ja um so spannender arrangiert und konstruiert sein muss, schnell mal „Math Rock“ genannt wird, und sich obendrein nie ganz vom Verdacht befreien kann, dass die vortragende Kapelle wohl einfach keinen ordentlichen Sänger hat, um dann das dritte Album erst einmal mit einem amtlichen Chorgesang (zu amtlichen Synthesizer-Kaskaden) zu eröffnen – ist das nicht verwegen? Oder lässt Sie PVT formerly zumindest von Rockmathematikern known as Pivot (eine gleichnamige Prog-Metal-Band aus den USA pochte auf Namensänderung) aus Australien eher kalt? Dann sollten Sie diese Band aber mal live erleben. Auf der Bühne gerät ihre Musik, die auf dem gelungenen zweiten Album, dem Warp-Debüt O SOUNDTRACK MY HEART (2008), immer wieder bis in die Umlaufbahnen eines Jean Michel Jarre entschwebten, nämlich in die Mühlen der irdischen Physik. Die Schwerkraft im Club ist offenbar einfach zu stark. Die Musik bleibt am Boden, wird laut und körperlich, das wuchtige Schlagzeug rückt in die Mitte und dort sehr weit nach vorn, die Publikums-Innereien erkennen im Blitzlehrgang die Vorzüge analoger Synthesizer. CHURCH WITH NO MAGIC schafft es, diese Qualität des so wenig theoretischen Trios, das diesmal in einer Art Vintage-Synthesizer-Museum in London aufnehmen durfte, besser zu vermitteln als sein Vorgänger. Und Richard Pike singt nun mehr (wenn auch zumeist verfremdet). Bevorzugt hymnisch, baut er das der Band eigene Pathos noch aus. Aber es ist ja manchmal auch sehr kalt dort draußen, wohin einen all diese Musikmaschinen hinassoziieren, da kann man das gut haben. Erstaunlich ist allerdings, dass einem die Melodien und Motive des so wortkargen Vorgängers schneller und tiefer einfuhren als die vielleicht ein wenig zu vorschnell „Songs“ genannten Stücke dieser Platte. Müssen wir einfach später noch mal drüber reden. Gerne auch mit Vangelis oder John Carpenter.

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