Qaballah Steppers – Passage At Noon
Dark Drifting, die zweite. Baraka, die ebenfalls aus Brooklyn operierende Abspaltung der Dub-Fundamentalisten von Word-Sound, hat sich von den dunklen Vätern mit einer eigenen, deutlich eklektischeren Sprache abgegrenzt. Vorrangiges Element war und ist dabei ethnisch-vorderasiatisches Geschingel, das aber erstaunlicherwie erfreulicherweise kaum in exotistischen Kitsch abdriftet. Was die Qaballah Steppers, Hausband des jungen Labels, hier produzieren, sprengt jeden denkbaren Rahmen. Einiges erklärt sich durch die Zusammensetzung des Trios: Eastern-Dub-Spezialist Professor Shehab, Laswell-EngineerJ.P. Sluys und Francois Lardeau, der als Drummer schon mit Talk Talk gespielt hat. Als Befreiungsschlag kündigt diese dreifache Produktionsgewalt zunächst einmal die Dominanz der heiligen Einigkeit aus Beat und Bass auf und verhindert damit, daß die Vielzahl eingesetzer Sounds und Verweise nur als Addititv zum Groove wahrgenommen wird. Durch die Größe der Spalten und Gräben hören wir alles irritierend klar: Rastafari, Noise, afrikanische, nahöstliche, europäisch-klassische, digitalgestauchte Melodie und Rhythmik. Jazz. HipHop. Das faszinierendste an diesem furchtlosen Mischmasch sind die großartigen Breaks: muslemischer Singsang geht ohne Pause in Sensationais kratzigen Rap über, aus ambientem Jazz wird mörderisches Breakbeatgewitter. Die Steppers geben konsumfreundlicher Gemütlichkeit keine Chance, verlieren in der Sprunghaftigkeit aber nie ihr extrem musikalisches Gefühl. Soziale Bedeutung ergibt sich dabei im Handumdrehen, an einer Stelle wird durch übereinandergelegte Schichten islamischer Musik mit europäischen Kirchenglocken die überraschende Harmonie scheinbar widersprüchlicher Systeme vorgeführt. Das ist positiv-utopische Musik; großartiger, postmodern-urbaner Irrsinn, wie er wahrscheinlich nur in New York entstehen konnte.
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