Quer geklickt
Die Diskussion, ob Videospiele sich auf die Gewaltbereitschaft von Schülern auswirken können, ist mittlerweile fast so alt wie die Industrie selbst. Doch wenn man sich an die eigene Schulzeit zurückerinnert, wird einem schnell klar, dass Kinder auch ohne Columbine schon brutal genug waren. Der Klassendepp wurde gern mal in den Klassenmülleimer oder Klassenschrank gesteckt, Kloppereien auf dem Schulhof und fiese Streiche gehören auch schon seit Pepe Paukerschreck zum Alltag, und eigentlich war es schon lange an der Zeit, der harten, aber harmlosen Realität ein virtuelles Forum zu geben. Canis Canem Edit (Rockstar, PS2) erinnert nicht nur im Titel an das Grauen, als der Lateinlehrer unangekündigte Grammatiktests verteilte. Es ist Schulalltag pur. Man schließt sich den Nerds oder den Prolls an, verfeindete Gangs streiten um Ansehen, alle versuchen, den Lehrern den besten Streich zu spielen, und der Protagonist kann sich beim Anbaggern der Mädchen aus der Parallelklasse auch schon mal eine saftige Ohrfeige fangen. Das ist alles sehr launig, und es fließt kein Tropfen Blut. Über die Frage, ob Schüler negativ von Videospielen beeinflusst werden, wird also noch gestritten. Dass hingegen Videospiele positiv vom Schulalltag beeinflusst werden können, ist hiermit bewiesen. 5 Bei Tony Hawks Project 8 INBG EDV Handels & Verlags GmbH, Xbox 360, Xbox, PS2, PS3, PSP1 wiederum geht es nicht um fiese Nickeligkeiten, sondern faire Wettkämpfe. Die Skater-Serie übertrifft sich mal wieder selbst und hat für die nächste Konsolengeneration das wohl realistischste Skaterspiel bislang entwickelt. Wenn Skaten auf dem Schulhof genauso geschmeidig aussähe wie bei diesem grafisch nahezu perfekten Spiel und die intuitive Steuerung auch auf der Straße mit einem Brett unter den Füßen so viel hermachen würde, müsste man sich in den Pausen auch nicht prügeln. Dann wäre man ohnehin der Held des Pausenhofs. (4) Und damit man gleich mal wieder genau weiß, was wirklich brutal ist, kann man sich hervorragend mit Mortal Kombat: Armageddon (Midway, PS2) abreagieren. Hier geht es eigentlich trotz des tollen „Create a Fighter“-Baukastens, in dem man hässliche Monslerkämpfer entwerfen kann, und trotz des hervorragend gezeichneten Endzeitszenarios in Wirklichkeit mal wieder nur darum, im Kombat-Mode richtig durchzudrehen, sein Gegenüber ordentlich kaputtzukloppen, sich in der Hektik auch an die Tastenkombinationen zu erinnern, die besonders weh tun. den schnell noch eingeladenen echten Gegner (Computer jammern nicht] schwitzen und fluchen zu sehen und hinterher dafür bitteschön ein laut schallendes „Flawless Victory!“ zu hören. Und danach sind wir bitte wieder alle schön friedlich. (5)
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