R.E.M. – Reckoning :: Platte des Monats
Die einen nennen sich nach einem Gotteshaus („Church“), die nächsten („The Alarm“) alarmieren mit ihrem Namen schon, daß sie auf akustischen Klampfen „lärmen“, wieder andere vereinigen sich unter dem britischen Rudel-Begriff „The Smiths“ – und diese vier Boys aus Athens/Georgia in den Vereinigten Staaten haben’s mit „schneller Augenbewegung“ (Rapid Eye Movement = REM).
Allen vier neuen Bands dürfte trotz geografischer Entfernung eines gemeinsam sein: Sie haben reichlich Musik aus den Sechzigern gehört und müssen gerade alle Fans von The Byrds sein. Auch ein Mann wie Gram Parsons dürfte ihnen nicht unbekannt sein. Und die Fab Four ohnehin.
„Bei uns gibt’s aber keine dominierenden 60er-Einflüsse“, schmettert jedoch Gitarrist Pete Bück jegliche Unterstellungen ab. „Vielleicht wirken wir als 60er-Band, weil unser Sound eher melodisch ist als knochenhart runtergeknüppelt.“
Melodische, harmonisch schwirrende Saiten-Klänge sind in der Tat charakterisches Merkmal der R.E.M.-Musik. Im Vergleich zum letztjährigen Debüt MURMUR – leider völlig untergegangen – verpaßten Michael Stipe (voc), Mike Mills (bs), Bill Berry (dr) und Bück ihrem Nachfolgewerk mehr Profil. Die Kompositionen sind reifer, der Sound ist transparenter produziert – und auch in der Wortwahl zeigt der Rock-Vierer mehr Gehalt. Ein Song wie „7 Chinese Brothers“ hat für mich heute schon Klassiker-Charakter.
Und ein junger, womöglich auch sensibler Mann wie Michael Stipe hat weitaus mehr Potential und Variationsfähigkeit in seiner Stimme als etwa sein hochgelobter britischer Kollege „Schmidtchen“ Morrissey. Auch nach zwei LP-Seiten hat er noch lange nichts von seiner Faszination verloren.
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