R.E.M. zum Zuhören
CHRONIC TOWN 1982
Stürmischer Einstand des juvenilen Quartetts aus Athens, produziert von Miles Copeland, dem Bruder von Police-Drummer Stewart. Die EP sprüht über vor Byrds- und Velvet Underground-Referenzen. Einziger Schwachpunkt: Stipes unverständliches Gemurmel, das gerade wegen seiner Unverständlichkeit den Mythos Stipe nährte. 3 Sterne
MURMUR 1983
Solide Gußform für jeden College Rock, der da im Fahrwasser hinterherschippert, von Hootie & The Blowfish bis zu den Gin Blossoms. Ein organisches, homogenes Werk, mit dem tanzbaren „Radio Free Europe“ als Single. Ihr damaliges Live-Set beinhaltete übrigens Coverversionen von „Born To Run“, „In The Year 2525“ und „Paint It Black“. 4 Sterne
RECKONING 1984
Selbst der Midtempo-Knaller „So. Central Rain“ konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß dies als das einzige Album gilt, bei dem die Waver auf einen bewährten Stil zurückgriffen: „Reckoning“ klingt wie eine rockigere, straightere Variante des poppig verträumten „Murmur“. Ein Album, mit dem sie ihre Fans endgültig hinter sich brachten. Kein Wunder, daß es mehr als ein Jahr in den US-Charts blieb. 4 Sterne
FABLES OF THE RECONSTRUCTION 1985
Zwar noch mit leicht psychedelischer Patina behaftet, praktizieren die Herren Buck, Mills, Berry und Stipe mit diesem Album ihr erstes Techtelmechtel mit dem Mainstream: Man beachte die Streicher auf „Feeling Gravity’s Touch“. Zwar scheiterte jeder Versuch, den ersehnten Single-Hit zu landen, doch „Fables Of Reconstruction“ verkaufte sich allein in drei Monaten über 300.000mal. 3 Sterne
LIFE’S RICH PAGEANT 1986
Eleganter Spagat zwischen radiotauglichen Hooklines und hartem Rock. Empfehlenswert für R.E.M.-Einsteiger, denen „Monster“ ob seiner vielleicht allzu schwerfälligen Riffs suspekt ist, die trotzdem aber verzerrte Gitarren nicht missen möchten. „Fall On Me“ ist eines von Stipes Lieblingsliedern, produziert wurde das Album bezeichnenderweise von Don Gehman, einem Kumpel von John Cougar Mellencamp. 3 Sterne
DEAD LETTER OFFICE 1987
Sehi entspanntes, unprätentiöses Werk aus Outtakes und B-Seiten, mit dem R.E.M. sich u.a. über Velvet Underground hermachten („Femme Fatale“) und Peter Buck mit Hingabe seinen Jugendidolen von, naja, Aerosmith huldigt. Ideal für all jene die der Band Humorlosigkeit unterstellen. 4 Sterne
DOCUMENT 1987
„The One I Love steigt in den Top 40 ein, Hardcore-Fans steigen bei R.E.M. aus. Aber da sind noch „It’s The End Of The World As I Know It“ und Stipes erste identifizierbaren politischen Texte: „Exhuming McCarthy“ arbeitet mit Voice-Samples aus Senator McCarthys berüchtigter Kommunistenhatz. 5 Sterne
GREEN 1988
Allein der frische Bubblegum-Pop von „Pop Song 89“ entschädigt für die vereinzelten Schwachstellen des Werkes, wie „Turn You Inside Out“, eine Fingerübung im Stile Led Zeppelins. Prompt leuchteten die „Ausverkauf-Warnlampen“. Das erste Album für Warner erreicht Platz 12 der US-Charts, die Single „Stand“ kommt bis auf Platz 6. R.E.M. unternehmen ihre erste Stadiontournee. 3 Sterne
OUT OF TIME 1991
Bittersüße Sammlung an Hits – wie z.B. das an die Beach Boys erinnernde „Near Wild Heaven“ oder die Mitsing-Schunkelnummer mit Widerhaken, „Shiny Happy People“, und der programmatische „Radio Song“ (mit Raps von KRS One) – auf der Buck, Mills, Berry und Stipe ihre enorme Wandlungsfähigkeit auf einem einzigen Album unter Beweis stellen. 4 Sterne
AUTOMATIC FOR THE PEOPLE 1992
Im Gegensatz zum Abwechslungsreichtum von „Out Of Time“ setzten R.E.M. hier auf durchgehend melancholische, pastellene Folknummern – und verraten damit, wofür sie sich zuvor die schönsten Melodien aufgehoben haben. Einzig „Ignoreland“ setzt sich als einsamer Rocker ab, der Rest ist stille Schönheit. 5 Sterne
MONSTER 1994
Stieg natürlich sofort auf Platz 1 der amerikanischen Charts ein. R.E.M. gerieren sich als Stadionrocker (freilich mit Unterstützung von Sonic Youths Thurston Moore) und machen das sogar ziemlich gut. Mit den Singles „What’sThe Frequency, Kenneth?“ und „Bang And Blame“ in Gepäck trauen sie sich erstmals seit ’88 wieder auf Welttournee. Die Musik paßt ja. 4 Sterne
NEW ADVENTURES IN HI-FI 1996
Nicht so weich wie „Automatic For The People“, nicht so rabiat wie „Monster“, sondern wie eine gelungene Mischung aus beiden kommt diese Veröffentlichung daher. Knaller wie „The Wake-Up Bomb“ wechseln mit Elegien à la „E-Bow The Letter“ und „How The West Was Won And Where It Got Us“ mit seinen legeren Pianotupfern. Ein Genuß. 5 Sterne
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